1
Sep
2015

Dank nach 5 Jahren als Rektor der HfM Dresden

Verehrte Damen und Herren,
liebe Kolleginnen und Kollegen,
liebe Studierende,

eine intensive Zeit von 5 Jahren als Rektor der HfM Dresden geht zu Ende. Es war mir eine große Ehre und die meiste Zeit auch eine Freude, dieses Amt innehaben zu dürfen. Dies umso mehr, als ich von 1979 – 1984 selbst an diesem Institut studiert habe und insofern die Bindungen naturgemäß stark und die daraus resultierenden Motivationen groß sind.

Das erste und letzte Wort hat die Musik, habe ich zu meiner Investitur 2010 mit dem Blick auf Schumanns 2. Sinfonie angekündigt. Von den damals skizzierten Ideen sind die meisten Realität geworden:

- die regionale Zusammenarbeit mit den vielen Kunst- und Kulturinstitutionen wurde massiv verstärkt,
- das einzigartige Ausbildungskonzept der HfM Dresden konnte personell und finanziell vorangebracht werden, insbesondere auch durch Anträge und Gelder für zusätzliche Stellen,
- prägende Schwerpunkte wie KlangNetz und Opernklasse konnten profiliert werden und haben sich mit eindrücklichen Projekten zu Wort gemeldet,
- nachdrücklich ausgebaut wurde der Bereich Lehramt, der durch eine Sonderzielvereinbarung ebenfalls zusätzliche Stellen und finanzielle Mittel erhielt,
- die Abteilung JRP hat weiter an Attraktivität gewonnen und bei vielen Projekten haben 'Klassiker' und 'Jazzer' interdisziplinär zusammengearbeitet – eine Tatsache, die Kollegen der JRP-Abteilung ausdrücklich 'mit Stolz' registrierten (namentlich nach Schumann revisited und nach Treemonisha),
- ein neues Haus konnte im Kraftwerk bezogen werden, die Bedarfsanmeldung für eine dauerhafte Lösung wurde auf den Weg gebracht und wird vom SMWK massiv unterstützt,
- mit vielen Initiativen, Wettbewerben wie Meisterkursen wurde die "Marke" HfM Dresden international sichtbar gemacht und hat deutlich an Ausstrahlung gewonnen.

Es wurde eine Hochschulentwicklungsplanung bis 2020 mit einem neuen Leitbild verabschiedet, personell hat ein Generationenwechsel stattgefunden, bei dem einige Abteilungen fast gänzlich neu und mit jungen Kolleginnen und Kollegen aufgestellt wurden. Nachdrücklich hat sich auch das Verhältnis zu Gunsten einer ausgewogeneren Balance der Geschlechter verändert. Zuletzt wurden auch die Lehrbeauftragten im Kampf um bessere Arbeitsbedingungen mit deutlichen Verbesserungen belohnt. Mit wichtigen Veröffentlichungen und Kongressen konnten in Forschung, Wissenschaft und Pädagogik nachhaltige Impulse gesetzt werden. Besonders dankbar bin ich für die eindeutige und klare Haltung, mit der die Gremien der HfM Dresden die Initiativen hinsichtlich aktueller Herausforderungen zum Thema Studiengebühren für Nicht-EU-Ausländer und zur Flüchtlingsproblematik unterstützt haben.

Dies alles ist unserem und Ihrem gemeinsamen Bemühen zu danken. In meiner Antrittsrede vor 5 Jahren habe ich – an Schumann anknüpfend – sinngemäß formuliert und darum gebeten:

- aus kurzen Motiven große Themenentwürfe und Melodien zu formen,
- im Vertrauen auf die klassische Struktur einer funktionierenden Hochschuldemokratie auch dissonante Stimmen und verwirrende Ereignisse als Bereicherung des Ganzen zu begreifen,
- aus Freud und Leid, Hoffnung und Enttäuschung gemeinsam kraftvoll-lyrische Poesie zu formen, die ansteckend, mit elektrisierender Vitalität und emphatischem Geist lustvoll Tiefe des Wissens, Kraft des Fühlens, Schönheit des Könnens vermittelt.

Ich danke allen, die diesen Ansatz mitgetragen und vehement unterstützt haben. Wir sind damit ein bedeutendes Stück vorangekommen und ich empfinde die zurückliegenden Jahre als eine große Bereicherung.

Was wäre eine Hauptstimme ohne Kontrapunkte – mitunter hätte ich mir gewünscht, die Nebenstimmen hätten sich deutlicher, offener und mit klaren Konzepten zu erkennen gegeben, ob in den Gremien oder in der direkten Auseinandersetzung. Dem Gesetz der Fuge folgend wechselt eine zeitweilige Hauptstimme wieder in den Kontrapunkt. Einer neuen 'Durchführung' des alten Themas Musikausbildung steht nichts im Wege, am wenigsten die alte Hauptstimme, die sich neu anzupassen hat.

Dem neuen Team an der Spitze wünsche ich unbefangene Unterstützung und gutes Gelingen sowie ein gutes Gehör für die vielen Kontrapunkte aus dem Kreis der Lehrenden, der Studierenden und derer, die uns in Verwaltung und Technik stets vehement und mit viel Herzblut zur Seite stehen. Lassen Sie uns dabei die riesigen Herausforderungen der Kunst nicht aus dem Auge verlieren, die in einer Zeit von Flucht, Vertreibung, Krieg und Leid uns alle umtreiben. Kunst und Musik werden in ihrer Substanz erschüttert und müssen selbst wieder substanziell werden, um die Gesellschaft im Kern ihrer Probleme zu erreichen. Möge uns das gelingen.

Ich danke Ihnen für eine intensive und gute Zeit.

Mit herzlichen Grüßen
Ihr
Ekkehard Klemm

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