27
Jul
2006

demgegenüber eine Stimme aus dem Libanon

Israel hat sich für den leichten und schmutzigen Weg entschieden. Es sucht nach den Raketen in den Schlafzimmern, in Medikamententransportern und in den Wagen der Fliehenden. Bisher fand sich keine Bestätigung des Verdachts in Form brennender Waffenlager und unter Hunderten von Opfern kaum ein Kämpfer. Es ist der leichte Krieg, ein blutiger Ausflug, bei dem die Institutionen und die Menschen um Hisbollah herum zerstört werden sollen. Hisbollah hingegen kann sich ungehindert mit dem Ruhm des schwierigen Kriegs schmücken. Sie markiert ständig neue Rekorde. Gemessen an Saddam Husseins Raketen, von denen nur zwei in Israel landeten, erscheinen Hisbollahs Raketen wie ein Wunder. Viele Araber werden diese bescheidenen symbolischen Erfolge für ausreichend befinden, die Erinnerung an die erniedrigenden arabischen Kriege mit Israel machen es möglich.

Seit 1948 leben die Araber in der Erwartung des Krieges. In ihrer Vorstellung stellen Gesellschaften nur Armeen dar, die Befehlen und Soldaten gehorchen. Jede Abweichung gilt als Niederlage und Verrat. Die Regierungen sind Kriegsräte, die diskussionslos mit Befehlen regieren. Seit 1948 frisst diese militaristische Karikatur von Staatlichkeit unser politisches und öffentliches Leben auf, ohne dass wir eine einzige Schlacht gewonnen hätten. Aber so wie wir uns kriegerisch artikuliert haben, so wie wir in Kriegshalluzinationen aufgingen, sahen wir aus, als würden wir die Kriege bestellen. Alle Kriege fanden auf unserem Boden, also gegen uns statt. Von 1956 bis 1967, ja bis hin zu den beiden Golfkriegen war es so. Hisbollah bricht diese Symbolik. Sie redet nicht nur, sie will tatsächlich den Krieg und trägt ihn auch auf den Boden des Feindes. Hisbollah ist für die Araber schon jetzt symbolisch der Sieger. Ihr Verlangen nach diesem Symbol ist groß, zweifellos. Die Frage ist nur: Was dann?



Ich verstehe ja dieses Weblog auch als eine Art Dokumentation der Wirren der Zeit. Dies nur mal zur Verständigung.

Hier der gesamte Artikel von Abbas Beydoun aus der ZEIT.
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