PETER GRIMES
Der neue Dresdner GRIMES ist irritirend.
Gespannt auf den Ansatz des interessanten Regisseurs Sebastian Baumgarten sieht man das Stück statt in den Fluten des Ozeans in Flaschen und Kästen der Marke Margon (in Sachsen soeben ganz kapitalistisch aufgekauft und verscherbelt) versinken. Grimes als Turbokapitalist eines Getränkemarktes; sein zweiter Gehilfe sitzt im Rollstuhl (der erste war laut Vorlage ja auf See umgekommen). Auch der zweite rutscht ab und fällt die Klippe hinunter - in Dresden bringt ihn Grimes (laut Handlungsangabe!) um. Das ist leider völlig falsch - Grimes ist eben kein billiger Kindesmörder. Und darüber geht auch der Rest des Abends in die Binsen. Ein Margonwasser sprudelnd verspritzender Chor während des existentiellen Sturms des 1. Aktes wirkt einfach lächerlich.
Fragen auch an die Musik: Bolton ist Engländer - muß so Britten klingen? Wenn ja, habe ich ihn anders verstanden. Bolton musiziert (bei allerdings hervorragenden pianissimo-Passagen) locker und gelöst - und genau das ist mein Problem: der Beginn des Stückes ist doch bissig, anklagend und scharf!!! So aber kommt er beinahe beiläufig daher. Das Stück gerät teilweise in die gefährliche Nähe des Musicals. Die riesigen Kontraste und die poetische Bandbreite scheinen mir zusammengeschrumpft auf ein kleines Sozialdramolett in einem modernen Getränkemarkt...
Sorry, Kollegen. Ich bin tief enttäuscht und sehe in dem gewaltigen Opus bei weitem andere Dimensionen. In Dresden bekommt Grimes Pillen, die er tapfer schluckt. Im Original soll er sein Boot im Ozean selbst versenken, was er auch tut. In der Differenz dieser beiden Todesversionen liegt das Mißverständnis des Abends begraben...
Hervorragende Sängerinnen und Sänger!
PS: eben schaue ich nochmal nach - die Handlungsangabe im Programmheft vermerkt. "Peter tötet den Jungen" - das ist definitiv nicht richtig und stellt das Stück wirklich auf den Kopf. Dann hätte ja die geifernde Menge am Ende gar recht behalten; das geht einfach nicht auf. Nicht zuletzt sprechen die ungeheueren Lyrismen des Grimes gegen eine solche Sicht. Die ungeklärten Tode beider Jungen gehören zum Kern des Stücks - erst dadurch wird das Treiben der Menge wirklich diabolisch.
Gespannt auf den Ansatz des interessanten Regisseurs Sebastian Baumgarten sieht man das Stück statt in den Fluten des Ozeans in Flaschen und Kästen der Marke Margon (in Sachsen soeben ganz kapitalistisch aufgekauft und verscherbelt) versinken. Grimes als Turbokapitalist eines Getränkemarktes; sein zweiter Gehilfe sitzt im Rollstuhl (der erste war laut Vorlage ja auf See umgekommen). Auch der zweite rutscht ab und fällt die Klippe hinunter - in Dresden bringt ihn Grimes (laut Handlungsangabe!) um. Das ist leider völlig falsch - Grimes ist eben kein billiger Kindesmörder. Und darüber geht auch der Rest des Abends in die Binsen. Ein Margonwasser sprudelnd verspritzender Chor während des existentiellen Sturms des 1. Aktes wirkt einfach lächerlich.
Fragen auch an die Musik: Bolton ist Engländer - muß so Britten klingen? Wenn ja, habe ich ihn anders verstanden. Bolton musiziert (bei allerdings hervorragenden pianissimo-Passagen) locker und gelöst - und genau das ist mein Problem: der Beginn des Stückes ist doch bissig, anklagend und scharf!!! So aber kommt er beinahe beiläufig daher. Das Stück gerät teilweise in die gefährliche Nähe des Musicals. Die riesigen Kontraste und die poetische Bandbreite scheinen mir zusammengeschrumpft auf ein kleines Sozialdramolett in einem modernen Getränkemarkt...
Sorry, Kollegen. Ich bin tief enttäuscht und sehe in dem gewaltigen Opus bei weitem andere Dimensionen. In Dresden bekommt Grimes Pillen, die er tapfer schluckt. Im Original soll er sein Boot im Ozean selbst versenken, was er auch tut. In der Differenz dieser beiden Todesversionen liegt das Mißverständnis des Abends begraben...
Hervorragende Sängerinnen und Sänger!
PS: eben schaue ich nochmal nach - die Handlungsangabe im Programmheft vermerkt. "Peter tötet den Jungen" - das ist definitiv nicht richtig und stellt das Stück wirklich auf den Kopf. Dann hätte ja die geifernde Menge am Ende gar recht behalten; das geht einfach nicht auf. Nicht zuletzt sprechen die ungeheueren Lyrismen des Grimes gegen eine solche Sicht. Die ungeklärten Tode beider Jungen gehören zum Kern des Stücks - erst dadurch wird das Treiben der Menge wirklich diabolisch.
klemmdirigiert - 2007-02-22 00:08
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