FIDELIO - LEONORE
Eine rundum beglückende Vorstellung der LEONORE (die Urfassung des FIDELIO aus dem Jahr 1805) am gestrigen Tag in München (Gärtnerplatztheater) läßt mich auf dieses selten zu hörende Opus aufmerksam machen. Das Werk ist m.E. das bessere von beiden - es beginnt bereits mit einer viertelstündigen Ouvertüre (Leonore II), die an Gewagt- und Schroffheiten kaum zu überbieten ist: die nach dem ersten As-Dur fortissimo viermal eingefügten Riesenpausen (bei Tempo 60 die Achtel also 4x5 Sekunden Pause!!! - möglich, dass ich gestern etwas rascher war) füllt Beethoven in der bekannteren Ouvertüre Leonore III mit Holzbläser-portato-Akkorden; als wenn er die unerträgliche Stille nicht mehr aushielte oder seinem verständnislosen Publikum nicht mehr zumuten mochte.
Und dergestalt gibt es unzählige Details, die mit dem fast doppelt so langen F-Dur im Finale ("O Gott, welch ein Augenblick") noch nicht enden: darin finden sich zwei dissonante Verschärfungen, die jedesmal mit Marzelline korrespondieren - dem eigentlichen Opfer des Stücks; diesem Konflikt - der Leonore zusätzlich in den Wahnsinn treibt (sie muß Marzelline täuschen, um ihren eigenen Mann retten zu können) - ist ein ganzes Duett gewidmet. Auch das fehlt im FIDELIO, wie leider vieles andere.
Beide Stücke sind genial - die Urfassung jedoch ist die noch genialere, avantgardistischere, kühnere.
Noch am Sonntag 16 Uhr und am 2. März.
klemmdirigiert - 2007-02-23 23:54
3 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks