Die Liebe aus der Ferne...
...hat diesen Troubadour des Mittelalters (via Teilnahme an einem Kreuzzug...!) nach Tripolis verschlagen, wo es eine Prinzessin gibt, die seine ideale Geliebte darstellt. Ankommend, stirbt er in ihren Armen.
So kurz ist die Handlung der Oper "L'Amour de loin" erzählt und dauert in der Fassung von Kaija Saariaho wundervolle zweieinhalb Stunden, in denen man sich recht romantisch/impressionistischen Klängen hingeben kann. Auch optisch wird es ein interessanter Abend.
Als das Volkstheater mich anfragte, ob ich das Stück machen könne, war meine erste Frage, wie das große Orchester denn in den kleinen Rostocker Graben passen soll. Ich schlug eine sehr unkonventionelle Lösung vor: den Kern der Partitur bilden 2 Harfen, Klavier und 5 Schlagwerker, während Bläser und insbesondere Streicher viel Klangfarbe beisteuern. Also holte ich die Streicher aus dem Graben nach draußen und nun ist das gesamte Publikum von Orchester umgeben - wie mir bisher berichtet wird, ein faszinierendes Klangerlebnis. Frau/Mann sitzen sozusagen im Bauch der Klänge, die von elektronischen noch bereichert werden und von einem hinter der Bühne singenden, nach vorn übertragenen Chor...
Zu bewundern ist das Rostocker Ensemble, Chor und Orchester, die mit großer Professionalität und Engagement dieses ungewöhnliche Konzept mittragen! Und Andreas Schmidt, der einspringend in 3 Wochen eine Riesenpartie gelernt hat - auf Französisch wohlgemerkt. Das Rostocker Haus und sein Ensemble sind ein - fast hätte ich gesagt: - schlafender Riese. Aber sie schlafen ja gar nicht, sondern sind ständig auf den Beinen. Aber in Räumen, in denen anderswo nicht mal mehr Jugendweihen abgehalten werden... Baut diesem phantastischen Ensemble und Orchester endlich ein ordentliches Theater. Was in Erfurt, Hof, Halle (Konzerthaus), und anderswo geht, dürfte doch für die stolze Hansestadt kein unüberwindbares Problem sein!? Malmö ist auch nicht größer als Rostock, hat Opern- UND Sinfonieorchester sowie ein Opernhaus mit 1500 Plätzen... In Rostock darf der Dirigent nur im Sitzen dirigieren, weil im niedrigen Orchestergraben sonst die hinteren Spieler nix mehr sehen! Unter solchen Bedingungen und unter ständiger Androhung von Kürzungen auf diesem Niveau zu musizieren, kann nur allergrößten Respekt erheischen!
"L'Amour de loin" mit Jamila Raimbekova, Lucie Ceralová, Andreas Schmidt in der Regie von Christian von Götz, Bühnenbild Mike Hahne am 11.4./16.4./22.4. jeweils 19.30 Uhr und am 19.4. 15.00 Uhr am Volkstheater Rostock!
(PS am 18.4.: die Vorstellungen am 19.4. und 22.4. fallen wegen Krankheit einer Sängerin leider aus, Ersatz ist bisher noch nicht festgelegt)
Nähere Infos hier und auch hier.
klemmdirigiert - 2009-04-09 00:05
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