3
Apr
2006

"Gegen 18 Uhr ist nicht erkennbar, dass die Stadt den Kampf gegen die Natur gewinnen könnte."

Meissen-2006-2

...so steht es im aktuellen Bericht der Sächsischen Zeitung zu lesen, ein Bericht, den ich nach einem Rundgang bestätigen kann. Die Stadt schwimmt. Trockenen Fußes kommt man nicht mehr durch die Altstadt. Keller, Läden usw. sind völlig zu. Mit einer gewissen Resignation kämpfen die Leute. Humor und Gelassenheit sind allenthalben spürbar. Die meisten Häuser und Geschäfte sind gerade mit Renovieren und Generalsanierung von der letzten Flut fertig. Das Theater wurde unlängst neu eröffnet und bietet ohne viel Geld immerhin einen regelmäßigen Spielplan - momentan nur per Boot erreichbar.
Ich erlebe so was zum ersten Mal.

2
Apr
2006

24
Mrz
2006

Musik aus Dresden

In einer sogenannten Kultur-, wahlweise: Musikstadt zu wohnen (zumindest darin zu arbeiten, um genau zu sein), ist eine durchaus inspirierende Angelegenheit. Das 800-jährige Jubiläum Dresdens fördert ungeahnte Aktivitäten und Kunstschätze zutage, die ohne den Anlaß vielleicht nicht in dieser Dichte ausgebreitet worden wären. Sogar mehrere Uraufführungen sind zu vermelden, u.a. von Christian Münch (beim Kreuzchor), Wilfried Krätzschmar (ebenfalls beim Kreuzchor sowie mit einer Oper in der Musikhochschule), Alexander Keuk mit einem Orchesterwerk bei der Philharmonie, Günther Neubert mit einem Oratorium beim Bachchor usw.usf.

Daneben werden mehrere Zyklen mit Musik aus Dresden bzw. Komponisten, die längere Zeit in Dresden gewirkt haben, geboten.

Ich darf hier in unregelmäßigen Abständen auf meine eigenen Aktivitäten verweisen und bin ziemlich stolz, daß ich wahrscheinlich der Dirigent in Dresden bin, der in diesem Jubiläumsjahr die meisten Dresdner musiziert: es begann bereits mit OBERON (Weber) am 5.2.; jetzt folgt eine Ausgrabung mit Franz Seydelmanns LA MORTE D' ABELE bei der Dresdner Philharmonie in einer Produktion der Dresdner Musikfestspiele (29.3.). Am 2.4. (und diesen Sonntag in einer Voraufführung bereits in Mauersberg, Erzgebirge, dem Geburtsort des Komponisten) erklingt Rudolf Mauersbergers LUKAS-PASSION in einer Aufführung der Singakademie; am 9.4. folgt Schumanns (in Dresden vollendetes!) Klavierkonzert - dies allerdings von einem Schüler von mir geleitet sowie Vito Zurajs IN MEDIAS RES: Zuraj ist Slowene und hat in Dresden studiert und gearbeitet, jetzt ist er Meisterschüler bei Wolfgang Rihm.
Am 13.5. bin ich selbst 'dran', so ich mein Stück "3 in1" für die Singakademie bis dahin fertig habe; es wird zusammen mit den beiden von Weber in und für Dresden komponierten Messen G-dur bzw. Es-dur erklingen (auf historischen Instrumenten - auch das moderne Stück). Highlights im Herbst sind dann ein a-cappella-Abend mit dem Kammerchor der Singakademie (u.a. mit Schumanns doppelchörigen Werken op. 141 sowie unbekannten Stücken von Homilius und Umlauft, außerdem Mauersberger, Krätzschmar und Schütz), dann Schumanns Requiem gemeinsam mit dem von Mozart (das ist kein astreiner Dresdner Abend...); dann kommt im Dezember die Uraufführung der SCHLÜSSELOPER von W. Krätzschmar mit dem Orchester und Ensemble der Musikhochschule und ganz am Ende die UA der CONFESSIO SAXONICA von Manfred Weiss, wiederum mit der Singakademie. Möglicherweise dazwischen noch die UA eines Werkes von Jörg Herchet im Kammerabend der Staatskapelle.

Also zunächst 29.3. Seydelmann und 2.4. Mauersberger!
Und ich kann versprechen: alle Stücke sind nicht nur Raritäten, sondern voller Entdeckungen und Wunder!

22
Mrz
2006

Bush ist Leninist

Das behauptet zumindest F. Fukuyama als sogenannter 'Neokonservativer', wie ich gerade in SPIEGEL-online
gelesen habe. Ein Ausschnitt:

Das wirklich entscheidende Missverständnis liege jedoch darin, dass die Bush-Regierung und jene Ideologen, die noch immer die Irak-Invasion verteidigen, glauben, man könne die Geschichte mit Gewalt beschleunigen. "Mein Buch von 1992 war sozusagen marxistisch - es beschrieb einen langfristigen Prozess sozialer Evolution", sagt Fukuyama. Die Position von Neokonservativen wie William Kristol und Robert Kagan (jene Fraktion der neokonservativen Clique, die noch immer zu Bush halten) sei hingegen leninistisch - sie wollen Geschichte übers Knie brechen. "Leninismus aber war eine Tragödie und ist nun als Farce in Amerika wieder geboren worden. Ich kann das nicht mehr unterstützen."

Die schlimmste Folge der für ihn schon fast karikaturhaften Missinterpretation seines Denkens ist laut Fukuyama das andauernde Chaos im Irak. Der Irrglaube, dass menschliche Gesellschaften sich automatisch als Demokratien organisieren, wenn man nur die Diktatoren absetzt, habe die Bush-Regierung dazu verleitet, sich mangelhaft auf die Zeit nach der Invasion vorzubereiten - eine fatale Fehleinschätzung.

Das sei jedoch nicht der einzige Lapsus Bushs und nicht die einzige fehlerhafte Interpretation der neokonservativen Doktrin gewesen. Der Gedanke einer "wohltätigen Hegemonialmacht", die sich über internationale Institutionen hinwegsetzt, funktioniere nicht. Die internationale Staatengemeinschaft sei nicht dazu bereit, der USA einen Sonderstatus einzuräumen, nur weil sie behauptet, den Menschen Freiheit, Demokratie und Reichtum bringen zu wollen. Und der Wille der amerikanischen Bevölkerung, Abenteuer in der ganzen Welt zu unterstützen und zu finanzieren, habe sich ebenfalls als begrenzt erwiesen.

9
Mrz
2006

links neue Links

Musik 2 ist die sehr schöne Seite der Neuen Zeitschrift für Musik NZfM_01-06_100px_3c, derzeit mit einem Heft über H. Lachenmann

darin Musik und mehr, eine Sammlung unterschiedlicher Beiträge zu Musik, Philosophie und Ästhetik usw. von S. Drees

Musik 3 - das ist die Seite des 70-jährigen Aribert Reimann - empfehlenswert der Blick auf die Notenbeispiele, da sieht man mal, was so ein Komponist zu schreiben hat... Reimanns MELUSINE (im Münchner Gärtnerplatz) ist mir in lebhafter und schöner Erinnerung.

lesen 4 = das SZ-Magazin

kritisieren 2 ist die hervorragende Seite der Neuen Musikzeitung bzw. des Journalisten Max Nyffeler, der auch viel für das Feuilleton der
nzz schreibt, ein versierter und gebildeter Vertreter seines Fachs (dem ich sicher auch eine miese Kritik abnehmen würde...)

schließlich kritisieren + , Weblog des Komponisten Alexander Keuk

den schockwellenreiter (informieren) kann man ja in seiner Fülle kaum noch studieren...

8
Mrz
2006

schönes Bild

0-1020-414419-00

Aber vielleicht macht sich das weiße in meiner schwarzen Umgebung besser aus:

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Wer wird Weltmeister?

Nein, nicht was Ihr jetzt denkt. Deutschland, das steht ja ohnehin fest und alle sind zutiefst davon überzeugt.

Aber welcher Kopf macht uns dazu? Der:

Klinsmann

oder der:

Sammer

Der SPIEGEL meldet heute: "Bislang stand der DFB fest zu Jürgen Klinsmann. Nun mehren sich kritische Stimmen innerhalb des Verbandes. Einige Funktionäre stellen die weitere Zusammenarbeit mit dem Bundestrainer in Frage."
In meiner hiesigen Zeitung lese ich, daß nach dem Willen Klinsmanns Sammer nicht zum Italienspiel mitfahren sollte.

Klarer Fall: Klinsi wird abgeschossen, Sammer schaukelt das Ding nach Hause und die Wessis werden dann endlich begreifen, daß sie ohne den Osten nicht mal Weltmeister werden können. Ohne Ballack eh nicht!

7
Mrz
2006

Mozart auf Anobella

Die Frage von Anobella provozierte eine kurze Replik meinerseits.

Interessanter Satz von Georg Forster in diesem Zusammenhang gefunden: Kunst sei die "Spur der lebendig wirkenden, umformenden Menschheit".

Na bitte.

...

bei Listinus-Oper heute erstmals auf Platz 1!

4
Mrz
2006

Aus einem Gespräch zwischen nzz-Kritiker Max Nyffeler und Komponist Helmut Lachenmann, der altersmilde zu werden scheint!?

HL: Die Alpensinfonie ist keine unreflektierte Musik. Sie gibt sich ungebrochen, aber das ist etwas anderes als unreflektiert. Ich glaube, dass Richard Strauss ganz genau gewusst hat, dass es zu Ende ist mit dem Weltbild, das er hier vermittelt hat. Im Mann ohne Eigenschaften sagt Musil über den Zeitgeist des jungen 20. Jahrhunderts einmal sinngemäss: Die einen haben neue Luft gewittert, und andere haben im Wissen, dass sie ausziehen müssen, noch einmal im alten Gebäude so richtig gehaust. Strauss macht das mit einem riesigen Orchesterapparat. Diese Art Abschiedsfeier von einem nur noch scheinbar intakten, zur Attrappe gewordenen Weltbild ist für mich nicht weniger apokalyptisch und hellsichtig erhellend als jene Musik, die den Bruch vollzieht, so dass musikalische Sprache aus den Trümmern der alten sich neu definiert, wie wir es bei Schönberg, Berg, Webern, aber auch bei Charles Ives erlebt haben.

Zu finden auf der interessanten Seite http://www.beckmesser.de/

"Es ist schon alles gesagt, nur noch nicht von allen."

Seit einigen Tagen ist die offizielle Website von Karl Valentin im Netz. Bei mir funktioniert zwar die Filmkostprobe noch nicht, aber es sieht ganz verheißungsvoll aus. Und als alter Fan des Isopropylprophenylbabitosauresphenydimethyl
dimenthylaminophirazolon (ich hoffe, mein Gedächtnis hat mich nicht völlig verlassen...) kann ich den Verweis darauf natürlich nicht in den Skat drücken. Diese Art von Humor ist einfach zu großartig:

„Alleinstehende Frau, welche sich endlich einmal niedersetzen will, sucht Sessel oder Stuhl zu kaufen. Foto erwünscht.“

Das ist fast so um die Ecke wie jüngst Robert Gernhardt im Spiegel-Interview - sinngemäß: Die Wirtin, kaffeeeinschenkend: 'Sieht nach Regen aus.' Der verbindliche Gast: 'Und nach einer Weile merkt man - es ist doch Kaffee!'

Ab sofort also unter lachen 1 die offizielle Valentin-Site: eine Seite, die Saiten mit Schlagseite zum Schwingen bringt.
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Weblog des Dirigenten Ekkehard Klemm, Dresden

Ansichten, Einsichten, Rücksichten, Aussichten

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