Max Reinhardt, Pop und Avantgarde...
In einem sehr lesenswerten Beitrag der taz (http://www.taz.de/pt/2005/12/28/a0177.nf/text --- irgendwie funktioniert das Einfügen eines Links bei mir mit mozilla nicht; und mit Explorer auch nicht) heißt es u.a.:
"Ich glaube, die Menschheit wäre glücklicher, wenn nicht Einzelne sie immer wieder um jeden Preis beglücken wollten - selbst um den Preis des Glücks", wird Reinhardt kurz vor seinem Tod 1943 in New York schreiben. In seinem Leben hat er die Weltverbesserer und Zwangsbeglücker massenweise emporwachsen sehen, und zwar in der Kunst ebenso wie in der Politik. Bekanntermaßen waren die Folgen für das Jahrhundert eher verheerend, und oft waren die Künstler blind dafür. Wollten die Welt verändern, selbst wenn sie dafür Niedrigkeiten begehen und Schlächter umarmen müssten, wie es Brecht in seinem Stück "Die Maßnahme" den Zeitgenossen empfahl.
Und etwas weiter unten:
Trotzdem wird sein wirtschaftlicher Erfolg bis heute als Argument gegen Reinhardt verwendet. Als sei es ein Verbrechen, mit Theater Geld zu verdienen und Massen zu begeistern. Dass Avantgarde und Masse durchaus kompatible Phänomene sein können, hat spätestens die Popindustrie unter Beweis gestellt.
Im Anti-Reinhardt-Ressentiment spiegelt sich von Anfang an der diskret-totalitäre Charme deutscher Kunstreligionen, aber auch die Tatsache wider, dass die deutsche Theatertradition höfisch, dass Theater als Kunstform ursprünglich für das Volk nicht vorgesehen war. Was bürgerlich an ihm war, hatte das Bildungsbürgertum beigesteuert, das vom Theater vor allem Vermittlung von Werten und Bildungsinhalten verlangte. Reinhardt hat damit ziemlich aufgeräumt und das Theater als Kunstform demokratisiert. Hat den Regisseur als selbstbestimmten Verwirklicher erfunden, sozusagen als Schmied des eigenen Glücks, von dem das Bürgertum seit der Aufklärung eigentlich träumte. Ein Glück, das allerdings nie mehr als reines Theaterglück sein wollte.
Bis heute hat man Reinhardt den Verweis der Gebundenheit aller demokratischen Theaterkunst an den Zuschauer, also an den Markt, nicht wirklich verziehen. Die meisten Theatermacher fühlen sich immer noch als Teil einer Elite mit diffusem Auftrag: Auftrag zur Aufklärung, zur Erleuchtung oder zur Wahrheit an sich. Max Reinhardt ist einen anderen Weg gegangen und deshalb für den subventionierten Kulturbetrieb immer noch eine Provokation.
"der diskret-totalitäre Charme deutscher Kunstreligionen" damit sind auch wir gemeint, die wir klassische und vor allem moderne Musik machen und lieben. Avantgarde und Masse aber ausgerechnet im Falle der Popindustrie als kompatibel zu erklären, ist m.E. fragwürdig: ist denn Pop Avantgarde??? Was überhaupt ist Avantgarde?
"Ich glaube, die Menschheit wäre glücklicher, wenn nicht Einzelne sie immer wieder um jeden Preis beglücken wollten - selbst um den Preis des Glücks", wird Reinhardt kurz vor seinem Tod 1943 in New York schreiben. In seinem Leben hat er die Weltverbesserer und Zwangsbeglücker massenweise emporwachsen sehen, und zwar in der Kunst ebenso wie in der Politik. Bekanntermaßen waren die Folgen für das Jahrhundert eher verheerend, und oft waren die Künstler blind dafür. Wollten die Welt verändern, selbst wenn sie dafür Niedrigkeiten begehen und Schlächter umarmen müssten, wie es Brecht in seinem Stück "Die Maßnahme" den Zeitgenossen empfahl.
Und etwas weiter unten:
Trotzdem wird sein wirtschaftlicher Erfolg bis heute als Argument gegen Reinhardt verwendet. Als sei es ein Verbrechen, mit Theater Geld zu verdienen und Massen zu begeistern. Dass Avantgarde und Masse durchaus kompatible Phänomene sein können, hat spätestens die Popindustrie unter Beweis gestellt.
Im Anti-Reinhardt-Ressentiment spiegelt sich von Anfang an der diskret-totalitäre Charme deutscher Kunstreligionen, aber auch die Tatsache wider, dass die deutsche Theatertradition höfisch, dass Theater als Kunstform ursprünglich für das Volk nicht vorgesehen war. Was bürgerlich an ihm war, hatte das Bildungsbürgertum beigesteuert, das vom Theater vor allem Vermittlung von Werten und Bildungsinhalten verlangte. Reinhardt hat damit ziemlich aufgeräumt und das Theater als Kunstform demokratisiert. Hat den Regisseur als selbstbestimmten Verwirklicher erfunden, sozusagen als Schmied des eigenen Glücks, von dem das Bürgertum seit der Aufklärung eigentlich träumte. Ein Glück, das allerdings nie mehr als reines Theaterglück sein wollte.
Bis heute hat man Reinhardt den Verweis der Gebundenheit aller demokratischen Theaterkunst an den Zuschauer, also an den Markt, nicht wirklich verziehen. Die meisten Theatermacher fühlen sich immer noch als Teil einer Elite mit diffusem Auftrag: Auftrag zur Aufklärung, zur Erleuchtung oder zur Wahrheit an sich. Max Reinhardt ist einen anderen Weg gegangen und deshalb für den subventionierten Kulturbetrieb immer noch eine Provokation.
"der diskret-totalitäre Charme deutscher Kunstreligionen" damit sind auch wir gemeint, die wir klassische und vor allem moderne Musik machen und lieben. Avantgarde und Masse aber ausgerechnet im Falle der Popindustrie als kompatibel zu erklären, ist m.E. fragwürdig: ist denn Pop Avantgarde??? Was überhaupt ist Avantgarde?
klemmdirigiert - 2005-12-28 13:29
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