3
Jan
2006

Finanzen i.O.

Merkel-2005

Also das wissen wir nun seit der Neujahrsansprache: "die Finanzen in der EU haben wir in Ordnung gebracht". So ähnlich hat sie das gesagt, unsere Kanzlerin mit Brille (um an Harry Potter zu erinnern, wie ein Bösewicht formulierte). Der Text kommt im Feuilleton erstaunlich gut weg. Das Kindergartengetue ist wahrscheinlich selbst schon eine von den neuen Ideen, die Frau Merkel gern fördern - sorry: 'machen' will ("Deshalb machen wir Bürokratieabbau..."). Ist das die neue Schlichtheit? Aufrichtigkeit? Ehrlichkeit? Jetzt fängt Platzeck auch schon mit diesem protestantischen Quark an. Wer sooft davon redet, dem wird man bald nicht mehr glauben! Seid ehrlich, aufrichtig usw. - aber bitte hört doch auf, davon zu reden, es ist ja an Peinlichkeit nicht zu überbieten! Am Ende heißt es noch, die sind im Osten alle so.

Also ich finde, so 'ne tolle Idee war diese Ansprache nicht... Und über die Finanzen reden wir noch...

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klemmdirigiert - 2006-01-03 14:54

Torsten Harmsen in der Berliner Zeitung:

>>'Was kann man alles in einem Jahr erreichen? Es ist eine ganze Menge! Wie wäre es, wenn wir uns heute Abend das Ziel setzen, im kommenden Jahr überall noch ein wenig mehr als bisher zu vollbringen?' Das klingt nach Lernkonferenz in der Pioniergruppe, aber auch - für die Großen - nach dem Honecker-Slogan: 'Das Erreichte ist nicht das Erreichbare'."<<

Auf jeden Fall werden wir jetzt Fußballweltmeister !!!

Das war für mich die peinlichste Stelle, der ganzen Ansprache. Genossen Schröder hat man ja seine Fußballbegeisterung abgenommen, aber wenn Frau Merkel sagt, dass wir Weltmeister werden, weil die Frauen es ja auch sind. Sorry, unsere Frauen sind Weltspitze, die Männer Mittelmaß. Kann ihr das bitte mal jemand sagen!!!

Merkel und Finanzen: Wer drei Tage vor einer deutschlandweit übertragenen Ansprache, die noch dazu in allen Zeitungen zitiert wird, 3 Millionen Steuergelder für eine nichtssagende Anzeige ausgibt, der hat für mich jeglichen Kredit verspielt. Aber es war ja nur UNSER Geld...

mehrLicht - 2006-01-03 17:40

Genau, das mit dem Fussball lag mir auch auf der Zunge. Und lustigerweise ist es aber genau DAS, was alle sowieso hören wollten. Ich glaube, die letzte wirklich gute "Ansprache" eines Präsidenten oder Kanzlers war eine von einem Herrn namens Roman Herzog - da war ich schwer beeindruckt, und zwar SOWOHL von Inhalt als auch Verpackung (reden bzw. Redenlesen/ -sprechen will gekonnt sein...)
ElsaLaska - 2006-01-03 19:06

ich fand ja Helmut Schmidt

immer sehr klasse als Redner. Gut, er hat dabei geraucht und geschnupft, aber das gehörte dazu wie Goulds Mitgesumme. Er hat ja ein bisschen nachgelassen, naja, ist jetzt ja auch über 80 ...
kulturchronist - 2006-01-27 19:40

natürlich...

...widerspreche ich den geehrten vorrednern und -rednerinnen... à propos roman herzog mit seinem niederbayerisch rumpelnden -r-: wie oft wurde der ruck zitiert, wie oft hat es geruckt? protestantischer quark, jawoll! mehr davon!

klemmdirigiert - 2006-01-28 15:44

"protestantischer Quark"...

...es war immerhin ein Protestant, der das hier gesagt hat...
Und der darunter leidet, zu oft von diesen Tugenden zu hören, statt sie - und gerade in der Politik! - zu spüren. Was Platzeck betrifft: schau'n wir mal. Was Merkel betrifft: Respekt bis hierher - aber das dicke Ende kommt gewiß noch; hoffentlich hält sie diesen Stil durch, dann bin ich bereit, all meine Vorurteile zu widerrufen und einen Fehler in der Sicht der Dinge einzugestehen.
lg
ek
kulturchronist - 2006-01-29 20:00

eben - auch hier ein überzeugter protestant, der gerne quark ist. übrigens eine art bonmot der kanzlerin (wenn man denn bei ihr überhaupt bonmots orten will) auf die frage, was sie über ihre derzeitige popularität denkt: "ach, es kommen auch wieder andere zeiten". das ist doch wirklich wohltuend anders, und nüchtern wie (protestantischer?) magerquark zum frühstück.
klemmdirigiert - 2006-01-29 22:40

...

...mich stört ja gar nicht, daß diese Tugenden jetzt hoffentlich wieder mehr praktiziert werden: ich habe nur den Verdacht, daß zu vieles Reden darüber die Sache an sich schmälert. Und die Frage, ob ein Politiker überhaupt 'ehrlich' und 'wahrhaftig' sein kann (und darf!), lassen wir mal beiseite (sh. die BND-Affäre, bei der die Wahrheit Deutschland wohl eher erheblich beschädigen, wenn nicht schaden würde). Daher meine Pusteln, wenn ich diese Vokabeln lese: ich weiß - tue Gutes und rede darüber. Aber hinterher ist allemal besser als vorher.
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