Musik aus Dresden II
Im morgigen Konzert des Dresdner Hochschulsinfonieorchesters erklingen wieder zwei Werke, die zu Dresden gehören.
Zum einen Schumanns - dessen 150. Todestages gedacht wird - Klavierkonzert, das er 1845 vollendete und uraufführen ließ. Dieses Konzert fand, wenn mich nicht alles täuscht, im jetzt neueröffneten Hotel de Saxe am Dresdner Neumarkt statt. Die Solistin wird eine Studentin des renommierten Dresdner Pianisten Peter Rösel sein: Lilian Gern. Da es meine Aufgabe ist, junge Dirigenten nicht nur auszubilden, sondern auch ans Pult zu lassen, habe ich in disem Fall den Taktstock an meinen Schüler Nikolaus Müller abgegeben, einen jungen talentierten Kapellmeister, ehemaligen Thomaner und u.a. auch Schüler des künftigen GMDs der Semperoper Fabio Luisi, der bei mir sein Aufbaustudium abschließt.
Eröffnet wird das Konzert mit einem Werk des slowenischen Komponisten Vito Zuraj, der ein wunderbar emotionales, modernes, pulsierendes, sensibles und auch unbequemes Stück mit dem Titel IN MEDIAS RES geschrieben hat. Es entstand 2004 während seines Studiums an der hiesigen Hochschule bei Lothar Voigtländer.
Voigtländer gehört zu den namhaften Komponisten aus der ehemaligen DDR, der seinerzeit viel elektronische Experimente untenahm und nach 1989 im vereinten Deutschland zunehmend Zuspruch bekam. Er unterrichtet bei uns an der Hochschule, Zuraj war sein Schüler und ging von hier aus zu einem der bekanntesten überhaupt: zu Wolfgang Rihm.
Am Ende des Konzertes erklingt das erste Violinkonzert Schostakowitschs, gespielt von der jungen Geigerin Renate Hecker, die einer Familie entstammt, bei der es mittlerweile mindestens 6 Kinder zur professionellen Musikerreife geschafft haben, wie man sich bei einer Familienmatinee in Hitzacker überzeugen kann... Sie ist Schülerin des legendären Dresdner Urgesteins und ehemaligen Staatskapellkonzertmeisters Reinhard Ulbricht.
Zuraj und Schostakowitsch werde ich selbst dirigieren - es wird ein spannender Vormittag werden.
klemmdirigiert - 2006-04-08 19:37
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klemmdirigiert - 2006-04-11 00:21
Wow, was für ein Text: (Sächsische Zeitung vom 11.4.):
>>Mit welcher Präzision, Ausdruckskraft und Hingabe das Orchester musizieren kann, bewies es unter seinem Leiter Ekkehard Klemm zunächst bei Vito Zuraj, dann bei Dmitri Schostakowitsch und dessen erstem Violinkonzert. Dabei war ein ungewöhnlich fesselnder Soloauftritt zu erleben: Renate Hecker, Jahrgang 1983, die im vierten Jahr Violine studiert, musizierte diesen Schostakowitsch mit außerordentlicher Klarheit und Reife. Die Ebene der technischen Bewältigung – Hürden halten jeder der vier Sätze und die Kadenz reichlich bereit – ließ Renate Hecker weit hinter sich und konnte sich ganz aufs Gestalten konzentrieren. Sie konturierte weich, aber nie verweichlichend. Ihr warm vibrierender Ton glänzte in jeder Lage, aber es war kein oberflächlicher Glanz, sondern ein Leuchten in die Abgründe einer emotional tief berührenden Musik.<<
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