9
Apr
2006

"Indifferentismus"

Gibt es dieses Wort?

Offenbar: " »Indifferentismus und Relativismus des eigenen Standpunkts lassen den interreligiösen Dialog freilich nicht gelingen«, heißt es in der Begründung.

Vor über einem Dutzend hochrangiger Kirchenvertreter war der Festivaldirektor zuvor in der Diözese zur Rede gestellt worden und musste seine »Beweg- und Hintergründe für die weitere Durchführung der Konzertreihe Musica Sacra« darlegen. Rabus kam sich vor »wie Luther vor der päpstlichen Kommission«. Das Verbot liege »ganz auf der Linie des Vatikans«


- soweit ein Ausschnitt aus einem Beitrag der ZEIT, der arg zu denken gibt.

Wenn sich jemand für die Verständigung zwischen den Religionen einsetzt, ist sie/er doch nicht indifferent und relativierend, sondern eher das Gegenteil: indifferent finde ich vielmehr, in dieser so aufgeladenen Situation zwischen den Religionen deren Austausch zu boykottieren.

»Unser vertrautestes und intimstes Zimmer, den heiligsten Raum wollen wir nicht mehr so leicht öffnen. Das sind wir Jesus Christus auch schuldig.«

Ich glaube, wir sind ihm vor allem schuldig, einiges in der Religionsausübung und im Religionsverständnis der letzten 2000 Jahre zu relativieren...

"Indifferentismus" - ich faß' es nicht! Macht endlich die Tore auf, damit Luft reinkommt! Tanzende Derwische in der Kirche - warum denn nicht. Ist doch eh' alles dieselbe Linie mit Stammvater Abraham an der Spitze!

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mikel (Gast) - 2006-04-10 09:30

Ich kann ja nur zustimmen, aber wenn da frische Luft hineinzieht implodiert eventuell so manches Gedankengebäude, zusammen mit den entsprechenden Deutungshoheiten und Machtansprüchen.

Ich könnte ein Lied davon singen, wie Kirchen mit Künstlern umgehen, wenn sie nicht mehr in die genau zugeschnittenen Liturgien der jeweiligen Sekte hineinpassen oder in tumpe Thelogien. Kirche und Kunst gehört sehr wohl zusammen, eigentlich. Und Musica Sacra ist ein verteufelt gutes Projekt, bezeugt doch gerade "geistliche" Musik samt ebensolcher bildender Kunst mehr an "Gläubigkeit, Transzendens" etc, als es je eine verschwurwelte Sonntagsexegese, respektive Sabbatrede oder Freitagsgebetstirade je könnte.

Ich musste im Jahre 2006 eine Debatte mitanhören (Gott sei Dank konnte ich mich beherrschen und sagte nix dazu), als ein evangelischer Kantor einem Gemeindemitglied langatmig erklären musste, warum er zum Mozartjahr in einer evangelischen Kirche sich wagte das Credo aus der Krönungsmesse aufzufüheren, samt "unam sanctam catholicam....)

Singakademien, die geistliche Musik jenseits der engen Religionsgrenzen zelebrieren sind genau die richtige Antwort.

Diskutieren mit Kirchenoberenb bringt nichts. Sie betehn auf ihrer Deutungshoheit.

Einfach machen, aber Sie machen das ja schon.

Dann halt weiter so. ;-)

jörn (Gast) - 2006-04-13 16:47

Ich hab mich amüsiert -

bereitet doch Prälat Meier seine Argumentation um den heiligen Kirchenraum, »vertrautestes und intimstes Zimmer«, ausgerechnet damit vor: »Liebe Gäste« könnten schließlich mit »einer Einladung ins Wohn- und Esszimmer« rechnen, aber eben nicht mit einer solchen »in mein Schlafzimmer«.

Das muss man erstmal wirken lassen, Kirchenraum als Schlafzimmer, und gegessen und gelebt wird woanders. Das kann nicht einmal Prälat Meier so gemeint haben, aber es ließ mich vergnügt Parallelen zu extrem drögen, unerfreulichen Diskussionen mit Vertretern der evangelischen Landeskirche ziehen.

Wahrscheinlich sind ist es wider die Natur von Institutionen, Bewegung zu initiieren, neue Wege zu wagen, lebendig zu sein, vielleicht haben sie andere Funktionen... und sie entthronen sich selbst, die Institutionen, wenn sie nicht im letzten Augenblick doch den Menschen hinterhergedackelt kommen. Diese Erfahrung find ich tröstlich.

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