SCHLÜSSELOPER
nächstes Projekt:
02.12.2006
Sonnabend
20:00 Uhr
Kleines Haus des Staatsschauspiels Dresden
SCHLÜSSELOPER. EIN BURLESKES SPIEL (UA)
Oper von Wilfried Krätzschmar nach einem Libretto von Michael Wüstefeld
Inszenierung der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden und der HfBK Dresden
Zum Abschluss des 800-jährigen Jubiläums der Stadt Dresden und des 150-jährigen Bestehens der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden
Ausführende: Solisten der Opernklasse, Hochschulsinfonieorchester
Musikalische Leitung: Prof. Ekkehard Klemm
Inszenierung: Prof. Andreas Baumann
Ausstattung: Emanuel Schulze, HfBK
Karten im Schauspielhaus Mo bis Fr 10 - 18.30 Uhr, Sa 10 - 14 Uhr, im Kleinen Haus|Mo bis Fr 14 – 18 Uhr, telefonisch unter 0351 / 49 13 555, direkt im Internet unter www.staatsschauspiel-dresden.de oder an der Abendkasse ab 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn.
Wiederholungsvorstellungen: So 10.12.06, 15:00 Uhr
Mo/Do 11./14.12.06, jeweils 20:00 Uhr
Handlung:
Ein Schlüssel geht verloren. Sein Besitzer, genannt Kasimir Puding, sieht alles in Gefahr: seine Biografie, seine Karriere, seine an Macht gekoppelte Persönlichkeit. Zunächst begibt er sich allein auf die Suche, ohnmächtig jenen Instanzen gegenüber, die er einst zu seiner Machtsicherung
installierte. Der nun Verstörte begegnet des Denkens und Fühlens entwöhnten Bürokraten hinter lächerlichen Schreibtischen in leblosen Amtsstuben und
mechanischen Ministerien. Als Mächtiger kaum zu erkennen, irrt er durch beliebige Straßen dieser alltäglichen Stadt, von gehässigen Kindern verlacht, von Amtsinhabern mit kleiner Macht nicht einmal zur Kenntnis genommen. Ein belangloser, ohnmächtiger Mensch.
Waltraude Unglaub, Postbotin, geht ihrer täglichen Arbeit unbekümmert nach. Plötzlich tritt ihr ein geheimnisvolles Ding entgegen. Es ist der verloren Schlüssel, der die Nähe dieser normalen Frau zu suchen scheint. Mit ihrer Kollegin Anneros Ohnsorg beschließt sie, auf die Suche nach der Bedeutung des Schlüssels zu gehen. Seine Besonderheit regt die Fantasie beider Frauen unterschiedlich an. Während Anneros lediglich einen Finderlohn erwartet, stellt Waltraude Fragen nach dem tiefen Sinn ihres Fundes. Auf ihrem Weg treffen sie unter anderem märchenhafte Gestalten einer urbanen Landschaft, die ihre Fragen nicht beantworten können.
Puding erfährt von Wachmännern, dass sein Überlebensschlüssel im Besitz zweier Frauen ist. Er lädt die Beiden zu unterschiedlichen Zeiten ein, in der Absicht, ihnen sein Lebenselixier um jeden Preis wieder abzunehmen. Aber die Frauen haben den Charakter des Besitzers und die Bedeutung des Fundstückes erkannt - sie verweigern die Rückgabe. Der endgültige Verlust des Schlüssels entmachtet Kasimir Puding und öffnet für Waltraude und Anneros neue Horizonte.
In Vor- und Nachspiel sowie mehreren Intermezzi diskutieren Gestalten der Literatur und Politik unvermittelt über Kunst, Gesellschaft und Gartenzwerge.
02.12.2006
Sonnabend
20:00 Uhr
Kleines Haus des Staatsschauspiels Dresden
SCHLÜSSELOPER. EIN BURLESKES SPIEL (UA)
Oper von Wilfried Krätzschmar nach einem Libretto von Michael Wüstefeld
Inszenierung der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden und der HfBK Dresden
Zum Abschluss des 800-jährigen Jubiläums der Stadt Dresden und des 150-jährigen Bestehens der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden
Ausführende: Solisten der Opernklasse, Hochschulsinfonieorchester
Musikalische Leitung: Prof. Ekkehard Klemm
Inszenierung: Prof. Andreas Baumann
Ausstattung: Emanuel Schulze, HfBK
Karten im Schauspielhaus Mo bis Fr 10 - 18.30 Uhr, Sa 10 - 14 Uhr, im Kleinen Haus|Mo bis Fr 14 – 18 Uhr, telefonisch unter 0351 / 49 13 555, direkt im Internet unter www.staatsschauspiel-dresden.de oder an der Abendkasse ab 1 Stunde vor Vorstellungsbeginn.
Wiederholungsvorstellungen: So 10.12.06, 15:00 Uhr
Mo/Do 11./14.12.06, jeweils 20:00 Uhr
Handlung:
Ein Schlüssel geht verloren. Sein Besitzer, genannt Kasimir Puding, sieht alles in Gefahr: seine Biografie, seine Karriere, seine an Macht gekoppelte Persönlichkeit. Zunächst begibt er sich allein auf die Suche, ohnmächtig jenen Instanzen gegenüber, die er einst zu seiner Machtsicherung
installierte. Der nun Verstörte begegnet des Denkens und Fühlens entwöhnten Bürokraten hinter lächerlichen Schreibtischen in leblosen Amtsstuben und
mechanischen Ministerien. Als Mächtiger kaum zu erkennen, irrt er durch beliebige Straßen dieser alltäglichen Stadt, von gehässigen Kindern verlacht, von Amtsinhabern mit kleiner Macht nicht einmal zur Kenntnis genommen. Ein belangloser, ohnmächtiger Mensch.
Waltraude Unglaub, Postbotin, geht ihrer täglichen Arbeit unbekümmert nach. Plötzlich tritt ihr ein geheimnisvolles Ding entgegen. Es ist der verloren Schlüssel, der die Nähe dieser normalen Frau zu suchen scheint. Mit ihrer Kollegin Anneros Ohnsorg beschließt sie, auf die Suche nach der Bedeutung des Schlüssels zu gehen. Seine Besonderheit regt die Fantasie beider Frauen unterschiedlich an. Während Anneros lediglich einen Finderlohn erwartet, stellt Waltraude Fragen nach dem tiefen Sinn ihres Fundes. Auf ihrem Weg treffen sie unter anderem märchenhafte Gestalten einer urbanen Landschaft, die ihre Fragen nicht beantworten können.
Puding erfährt von Wachmännern, dass sein Überlebensschlüssel im Besitz zweier Frauen ist. Er lädt die Beiden zu unterschiedlichen Zeiten ein, in der Absicht, ihnen sein Lebenselixier um jeden Preis wieder abzunehmen. Aber die Frauen haben den Charakter des Besitzers und die Bedeutung des Fundstückes erkannt - sie verweigern die Rückgabe. Der endgültige Verlust des Schlüssels entmachtet Kasimir Puding und öffnet für Waltraude und Anneros neue Horizonte.
In Vor- und Nachspiel sowie mehreren Intermezzi diskutieren Gestalten der Literatur und Politik unvermittelt über Kunst, Gesellschaft und Gartenzwerge.
klemmdirigiert - 2006-11-24 01:09
12 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
nothingness (Gast) - 2006-12-02 17:04
lieber Herr Klemm! Ich hab zufällig Ihre Seite gefunden und möchte diese Gelegenheit verwenden, um Sie um eine sehr ernste Sache zu fragen. Sagen Sie bitte, haben Sie kein Angst, dass so viel negative Energie, die bei jeder Probe zur Schlüsseloper entsteht, irgendwann auf Sie persönlich bewirken könne? Wenn Sie aufmerksam geguckt haben, haben Sie wohl selbst bemerkt, daß solch' eine Musik in solche Dosierung macht KEINEM Mensch im Orchester Spass. Dass die Studenten die ganze Zeit beschwerden, dass solche schlechte Qualität der Musik haben sie noch nie beim Studium erlebt. Und so weiter. Die Frage, die ich jetzt stelle, lautet nur: Wo ist denn die Kunst? Ist das überhaupt die Kunst, wenn es so gewaltig und pflichtarbeitmäßig herstellt ist? Jetzt verstehe ich, es ist zu spät, etwas dagegen zu tun, ich hab mich nur ausgedruckt. Herzliche Glückwünschen zur Uraufführung. Und denken Sie bitte an Ihre Karma!
klemmdirigiert - 2006-12-02 17:25
verehrter nothingness anonymus
Ich kann da keine negativen Energien spüren außer Vorbehalten neuer Musik gegenüber, Undiszipliniertheiten (ganz pragmatische wie Zu-spät-Kommen usw. wie auch künstlerische) und oder zu wenig Unterstützung von außen.
Nein: der Einsatz für das Neue ist immer unabgesichert, ohne Netz und doppelten Boden, wir wissen das Ergebnis nicht. Aber wenn junge Menschen meinen, in ihrer Situation entscheiden zu können, ob solch ein neues Stück "schlechte Qualität" hat oder gute, ist das ein Karma, das bei weitem negativer wirkt - aber auf die gesamte Kunst. Ich halte von dem ganzen Karma-Käse ohnehin nicht viel - das meine, so es eins gibt, speist sich aus der Auseinandersetzung mit dem Neuen, Ungewohnten, nicht Abgesichertem. Dort beginnt Kunst zu wachsen. Sie sollte immer unbequem sein. Wo sie es war, ist immer bedeutende Kunst daraus geworden. Ob das neue Werk dazugehört, wissen wir in 50 Jahren - jetzt noch auf gar keinen Fall.
Nein: der Einsatz für das Neue ist immer unabgesichert, ohne Netz und doppelten Boden, wir wissen das Ergebnis nicht. Aber wenn junge Menschen meinen, in ihrer Situation entscheiden zu können, ob solch ein neues Stück "schlechte Qualität" hat oder gute, ist das ein Karma, das bei weitem negativer wirkt - aber auf die gesamte Kunst. Ich halte von dem ganzen Karma-Käse ohnehin nicht viel - das meine, so es eins gibt, speist sich aus der Auseinandersetzung mit dem Neuen, Ungewohnten, nicht Abgesichertem. Dort beginnt Kunst zu wachsen. Sie sollte immer unbequem sein. Wo sie es war, ist immer bedeutende Kunst daraus geworden. Ob das neue Werk dazugehört, wissen wir in 50 Jahren - jetzt noch auf gar keinen Fall.
Connie (Gast) - 2006-12-05 10:01
esoterische Gartenzwerge
ach jetzt schlagen die esoterischen Gartenzwerge auch hier und anonym zu ;=)
Lieber Klemm, frische Luft ist oft gewalttätig für die, die lieber im Mief sitzen und ihr Ego / Karma / Aura / Sonnengeflecht pflegen... ;=)
Ja, das Leben ist hart und nimmt keine Rücksicht auf die zarten Seelchen, und da Kunst eben Leben ist, ist auch die Kunst manchmal hart !!!
Ich grüße Sie,
CMG
Lieber Klemm, frische Luft ist oft gewalttätig für die, die lieber im Mief sitzen und ihr Ego / Karma / Aura / Sonnengeflecht pflegen... ;=)
Ja, das Leben ist hart und nimmt keine Rücksicht auf die zarten Seelchen, und da Kunst eben Leben ist, ist auch die Kunst manchmal hart !!!
Ich grüße Sie,
CMG
nothingness (Gast) - 2006-12-05 22:01
Herr Klemm, Sie haben völlig Recht - in 50 Jahren wird's bestimmt klar. Nur eines dazu: es kann auch schon dann ganz klar werden, wenn die Kasse seine nichtausverkauften Karten mal zählt :)))
klemmdirigiert - 2006-12-05 22:30
@nothingness: Einspruch, Euer Ehren! Wenn die Kasse der Entstehungszeit zum Gradmesser der Kunst würde, wären FIDELIO oder COSI absolut dürftige Stücke. Im Übrigen sind die Vorstellungen bis jetzt gut gebucht.
Und bitte - falls Sie zu den Studenten gehören: Ich habe sehr, sehr viel zeitgenössische Musik dirigiert. Fast 20 Opern, die nach 1970 entstanden sind, dazu ungezählte sinfonische Werke: ich maße mir bis heute nicht das Urteil darüber an, was gut und schlecht ist. Ich habe meine Präferenzen, mag einiges mehr, anderes weniger. Ich liebe Xenakis, Lutoslwaski, Schnebel, Saariaho oder Ligeti, ziehe sie ästhetisch Penderecki oder Pärt vielleicht vor - dennoch habe ich mit großem Genuß Penderecki 2. Sinfonie oder Cellokonzert dirigiert, ebenso Pärts Johannes-Passion (ein ganz starkes Stück!). Moderne Musik muß vor allem erstmal aufgeführt werden!
Wenn Ihr jungen Leute meint, in Eurem zarten Alter und mit dem bißchen Erfahrung sagen zu können, das sei gut und jenes schlecht, so ist das zwar Euer Recht - Ihr werdet aber merken, daß Ihr danebenliegt. Und eine künstlerische Haltung ist das überhaupt nicht. Es ist eine, die dem Zeitgeschmack huldigt - übrigens dem von vorgestern.
Der Künstler/die Künstlerin sollte immer offen sein und nicht durch die Brille des Vorurteils schauen.
Ein/e Künstler/in gibt all seine Energie und seine Leidenschaft dem neuen Werk. Das war zu Mozarts Zeit so und ist es bis heute geblieben. Alles andere ist regressiv. Wir baden uns viel zu sehr im Alten, Vertrauten. Das ist museal - die Kunst der Zukunft profitiert davon kein bißchen.
Sorry. Das mußte jetzt einfach raus. Diese rückwärtsgewandten Ansichten sind der Kunst schädlich.
Und ein Künstler unterschreibt vor allem mit Namen und Adresse. Krätzschmar tut es; ihm anonym schlechte Musik zu attestieren, ist ganz schlechter Stil und führt alle Karma-Ansichten ad absurdum.
Und bitte - falls Sie zu den Studenten gehören: Ich habe sehr, sehr viel zeitgenössische Musik dirigiert. Fast 20 Opern, die nach 1970 entstanden sind, dazu ungezählte sinfonische Werke: ich maße mir bis heute nicht das Urteil darüber an, was gut und schlecht ist. Ich habe meine Präferenzen, mag einiges mehr, anderes weniger. Ich liebe Xenakis, Lutoslwaski, Schnebel, Saariaho oder Ligeti, ziehe sie ästhetisch Penderecki oder Pärt vielleicht vor - dennoch habe ich mit großem Genuß Penderecki 2. Sinfonie oder Cellokonzert dirigiert, ebenso Pärts Johannes-Passion (ein ganz starkes Stück!). Moderne Musik muß vor allem erstmal aufgeführt werden!
Wenn Ihr jungen Leute meint, in Eurem zarten Alter und mit dem bißchen Erfahrung sagen zu können, das sei gut und jenes schlecht, so ist das zwar Euer Recht - Ihr werdet aber merken, daß Ihr danebenliegt. Und eine künstlerische Haltung ist das überhaupt nicht. Es ist eine, die dem Zeitgeschmack huldigt - übrigens dem von vorgestern.
Der Künstler/die Künstlerin sollte immer offen sein und nicht durch die Brille des Vorurteils schauen.
Ein/e Künstler/in gibt all seine Energie und seine Leidenschaft dem neuen Werk. Das war zu Mozarts Zeit so und ist es bis heute geblieben. Alles andere ist regressiv. Wir baden uns viel zu sehr im Alten, Vertrauten. Das ist museal - die Kunst der Zukunft profitiert davon kein bißchen.
Sorry. Das mußte jetzt einfach raus. Diese rückwärtsgewandten Ansichten sind der Kunst schädlich.
Und ein Künstler unterschreibt vor allem mit Namen und Adresse. Krätzschmar tut es; ihm anonym schlechte Musik zu attestieren, ist ganz schlechter Stil und führt alle Karma-Ansichten ad absurdum.
mehrLicht - 2006-12-06 23:14
"Solange sich irgendwo auf dieser Welt Komponisten ihre Seele herausschreiben, haben wir [Interpreten] die PFLICHT, die Werke aufzuführen." (Peter Gülke)
Musik ist Äußerung.
Musik ist Leben.
Und: "Es klingt, wie es klingt, wenn es klingt" (Leif Segerstam).
Das sollte genügen.
Musik ist Äußerung.
Musik ist Leben.
Und: "Es klingt, wie es klingt, wenn es klingt" (Leif Segerstam).
Das sollte genügen.
Dresdner (Gast) - 2006-12-07 16:49
Urteile dienen der Orientierung
Naja, das Gülkes-Zitat scheint mir doch sehr nach dem zu klingen, worunter die Dresdner Kulturlandschaft seit der Wend leidet: mangelnde Kritik. Die Tatsache alleine, dass etwas vorhanden ist bzw. aufgeführt wird, sagt noch lange nichts über die Qualität des Kunstwerkes oder der Interpretation aus. Niemand sagte ernsthaft etwas über die Qualität der bis vor wenigen Jahren noch meist auf Provinzniveau dahin dümpelnden Semperoper, niemand spricht ernsthaft aus, wieviele schlechte Konzerte es in der Frauenkirche (in unzumutbarer Akustik) gibt, niemand spricht ernsthaft vom mangelnden Konzept der Musikfestpiele mit seinen austauschbaren Künstlern und Projekten. Solche Dinge sind 'heilig', unantastbar. Die Liste wäre zu erweitern. Doch solche mangelnde Kritik hat beispielsweise dazu geführt, dass es noch immer kein erstklassiges Ensemble für Alte Musik in Dresden gibt, weil man die rührige Batzdorfer Hofkapelle zu sehr lobt und Interpretationen von Güttler, Peter Schneider & Co. für aktuelle Interpretationen der Zeit vor 1800 hält. Hellerau mit seiner Eröffnungswoche, die nun alles andere als Neues gebracht hat, wäre das nächste Beispiel. Niemand spricht das aus.
Also, wieso sollte man nicht sagen dürfen, dass Krätzschmars mittelmäßige Musik auf ein miserables, ja banales Libretto eines Stadtpoeten geschrieben hat? Das die ganze Sache dramaturgische Schwächen hat. Dass die Aufführung daraus das Beste macht, sei ja dennoch unbestritten.
Kunst, die sich der Öffentlichkeit vorstellt, fordert immer auch zu einem Urteil heraus. Wenigstens kritische Geister, die in dieser Form der Artikulation einen Beitrag zur Kultur sehen.
Also, wieso sollte man nicht sagen dürfen, dass Krätzschmars mittelmäßige Musik auf ein miserables, ja banales Libretto eines Stadtpoeten geschrieben hat? Das die ganze Sache dramaturgische Schwächen hat. Dass die Aufführung daraus das Beste macht, sei ja dennoch unbestritten.
Kunst, die sich der Öffentlichkeit vorstellt, fordert immer auch zu einem Urteil heraus. Wenigstens kritische Geister, die in dieser Form der Artikulation einen Beitrag zur Kultur sehen.
Dresdner (Gast) - 2006-12-07 16:51
Peter Schreier, nicht Peter Schneider, muß das natürlich heißen.
mehrLicht - 2006-12-08 00:31
[Sind ja komische kritische Geister, die durch ihre Anonymisierung gleich das schlechte Gewissen und damit die Unglaubwürdigkeit mitliefern. Wenn irgendwo Virtualität fehl am Platze ist, dann in einer solchen Diskussion]
Dennoch:
Ich respektiere jedes Urteil über Kultur und richtig: die Qualität stellt sich erst viel später heraus. In vielen Werken der Kunst bleibt diese über Jahrhunderte umstritten, loben die einen in den Himmel, was die anderen verdammen. Geschmack, Gesellschaft, der subjektive, eigene Gedanke spielen mit hinein, der Diskurs fördert wiederum neu entstehende Kunst. D'accord also.
Die Dresdner Kulturszene beschreiben Sie aus IHRER Sicht. Davon halte ich vieles für überzogen, einiges für kurzsichtig, weniges für schlichtweg falsch: Kritik findet sehr wohl statt, vielleicht lesen Sie die falsche Zeitung? ;)
Der Ansatzpunkte von nothingnessanonymous halte ich dennoch für ziemlich dürftig, darauf musste ich einfach reagieren. Denn das "Sich-einlassen" auf jegliche Art von Kunst fernab von Kategorien, Vorurteilen und eigenen Idealen scheint immer noch ein hohes Gut zu sein, das zeigen mir leider auch ihre viel zu pauschalen Urteile.
Dennoch:
Ich respektiere jedes Urteil über Kultur und richtig: die Qualität stellt sich erst viel später heraus. In vielen Werken der Kunst bleibt diese über Jahrhunderte umstritten, loben die einen in den Himmel, was die anderen verdammen. Geschmack, Gesellschaft, der subjektive, eigene Gedanke spielen mit hinein, der Diskurs fördert wiederum neu entstehende Kunst. D'accord also.
Die Dresdner Kulturszene beschreiben Sie aus IHRER Sicht. Davon halte ich vieles für überzogen, einiges für kurzsichtig, weniges für schlichtweg falsch: Kritik findet sehr wohl statt, vielleicht lesen Sie die falsche Zeitung? ;)
Der Ansatzpunkte von nothingnessanonymous halte ich dennoch für ziemlich dürftig, darauf musste ich einfach reagieren. Denn das "Sich-einlassen" auf jegliche Art von Kunst fernab von Kategorien, Vorurteilen und eigenen Idealen scheint immer noch ein hohes Gut zu sein, das zeigen mir leider auch ihre viel zu pauschalen Urteile.
klemmdirigiert - 2006-12-08 01:26
"mittelmäßige Musik", "miserables, banales Libretto eines Stadtpoeten", "schlechte Qualität", leidendes Karma - wow, lieber Keuk, wir scheinen hier von lauter ganz großen Geistern umgeben. Leider bleiben es bis jetzt Geister...
Kreuzchor mit Czernowin in Hellerau - München oder Wien würden sich die Finger nach einem solchen Event lecken; und manche dort ur/erst/aufgeführte Oper ist musikalisch ebenso beurteilt worden wie nun der wackere Krätzschmar, der einstens die Tore für die Qualität der neuen Musik in Dresden weit, sehr weit aufgestoßen hat - mit vollem Risiko der eigenen Person und Biografie übrigens
Daß es an der Dresdner Szene manches zu kritisieren gibt - wer von uns wüßte das nicht und sehnte sich nicht manchmal nach mehr Offenheit!?
Kreuzchor mit Czernowin in Hellerau - München oder Wien würden sich die Finger nach einem solchen Event lecken; und manche dort ur/erst/aufgeführte Oper ist musikalisch ebenso beurteilt worden wie nun der wackere Krätzschmar, der einstens die Tore für die Qualität der neuen Musik in Dresden weit, sehr weit aufgestoßen hat - mit vollem Risiko der eigenen Person und Biografie übrigens
Daß es an der Dresdner Szene manches zu kritisieren gibt - wer von uns wüßte das nicht und sehnte sich nicht manchmal nach mehr Offenheit!?
CordulaHess (Gast) - 2007-03-18 13:25
Schlüsseloper
Lieber Herr Professor Klemm,
nach all den generalisierenden Kommentaren über Karma und über die Dresdner Kunstszene von Anonymen und Eingeweihten hier mal was Schlichtes aus dem versuchsweise aufgeschlossenen Publikum:
Ich habe mir gestern im durchaus nur mittelmäßig und nach der Pause dünn besuchten Kleinen Hauses die Schlüsseloper angeschaut und war jedenfalls positiv überrascht, wie unterhaltsam der Abend war. Die Inszenierung, die Ballett-Einlagen und die Kostüme gaben dem Auge viel zu betrachten und boten jede Menge auch witziger und stellenweise (hoffentlich so gemeinter) selbstironischer Details. Die Parodien haben mich erheitert ebenso wie die Kabarett-Einlagen.
Allerdings scheint mir das Ganze eher bemüht überfrachtet mit Zitaten und Anspielungen geschichtlicher, textlicher und musikalischer Art, die Nicht-Dresdner und auch "Zugereiste" Dresdner wie ich selbst nach langjähriger hiesiger Wahlheimat teilweise nur mit liebervoller Pausen-Hilfe gelernter DDR/Dresden-Bürger verstehen können (Putin-Schlüssel-Verlust: Bitterfelder Weg, escha, etcetera). Die zahlreichen musikalischen Zitate geben sicher Stoff für drei Klausuren im Musik-Leistungskurs ebenso wie die Symbole für das Deutsch-Abitur und dann noch gar der Kunstbegriff in der mündlichen Prüfung. Will sagen, Librettist und Komponist liefern nach meinem Eindruck eher beauftragte (geförderte?), akademische Arbeiten ab und weniger inspirierte (von Herzblut nicht zu reden) . Es ist keine Opern-Traumwelt aus einem Guss zu erleben, sondern eine Ansammlung einzelner Szenen und eher kleiner Gedanken, die alle schon mal da waren und besser dazu. Die Musik lief bei der Fülle der Darbietungen auf der Bühne nebenbei ab und hat mich durchweg weder bewegt noch gestört bei der Rezeption des Geschehens. Es quietschte halt mal lauter und mal leiser, ohne dass ich einen Bezug zur Dramatik gespürt oder verstanden hätte. Das Schlagzeugsolo wirkte nicht etwa von der Handlung, sondern der erforderlichen Umbau-Pause motiviert.
Insgesamt schätze auch ich die Arbeit als mittelmäßig ein: Mein Karma wurde jedoch glücklicherweise nicht gestört, sondern eher "ganz gut" unterhalten.
Ich glaube, dass es sich lohnt, moderne Werke aufzuführen. Qualität ist keine Frage des Zeitalters.
Genie definiert sich vielmehr durch die Fülle des Mittelmaßes. Und das Mittelmaß muss man vielfach erfahren, um das Genie zu erkennen.
Also: Weiter so!
Cordula Heß
nach all den generalisierenden Kommentaren über Karma und über die Dresdner Kunstszene von Anonymen und Eingeweihten hier mal was Schlichtes aus dem versuchsweise aufgeschlossenen Publikum:
Ich habe mir gestern im durchaus nur mittelmäßig und nach der Pause dünn besuchten Kleinen Hauses die Schlüsseloper angeschaut und war jedenfalls positiv überrascht, wie unterhaltsam der Abend war. Die Inszenierung, die Ballett-Einlagen und die Kostüme gaben dem Auge viel zu betrachten und boten jede Menge auch witziger und stellenweise (hoffentlich so gemeinter) selbstironischer Details. Die Parodien haben mich erheitert ebenso wie die Kabarett-Einlagen.
Allerdings scheint mir das Ganze eher bemüht überfrachtet mit Zitaten und Anspielungen geschichtlicher, textlicher und musikalischer Art, die Nicht-Dresdner und auch "Zugereiste" Dresdner wie ich selbst nach langjähriger hiesiger Wahlheimat teilweise nur mit liebervoller Pausen-Hilfe gelernter DDR/Dresden-Bürger verstehen können (Putin-Schlüssel-Verlust: Bitterfelder Weg, escha, etcetera). Die zahlreichen musikalischen Zitate geben sicher Stoff für drei Klausuren im Musik-Leistungskurs ebenso wie die Symbole für das Deutsch-Abitur und dann noch gar der Kunstbegriff in der mündlichen Prüfung. Will sagen, Librettist und Komponist liefern nach meinem Eindruck eher beauftragte (geförderte?), akademische Arbeiten ab und weniger inspirierte (von Herzblut nicht zu reden) . Es ist keine Opern-Traumwelt aus einem Guss zu erleben, sondern eine Ansammlung einzelner Szenen und eher kleiner Gedanken, die alle schon mal da waren und besser dazu. Die Musik lief bei der Fülle der Darbietungen auf der Bühne nebenbei ab und hat mich durchweg weder bewegt noch gestört bei der Rezeption des Geschehens. Es quietschte halt mal lauter und mal leiser, ohne dass ich einen Bezug zur Dramatik gespürt oder verstanden hätte. Das Schlagzeugsolo wirkte nicht etwa von der Handlung, sondern der erforderlichen Umbau-Pause motiviert.
Insgesamt schätze auch ich die Arbeit als mittelmäßig ein: Mein Karma wurde jedoch glücklicherweise nicht gestört, sondern eher "ganz gut" unterhalten.
Ich glaube, dass es sich lohnt, moderne Werke aufzuführen. Qualität ist keine Frage des Zeitalters.
Genie definiert sich vielmehr durch die Fülle des Mittelmaßes. Und das Mittelmaß muss man vielfach erfahren, um das Genie zu erkennen.
Also: Weiter so!
Cordula Heß
klemmdirigiert - 2007-03-18 14:07
...also, daß es nur mal leiser und mal lauter quietscht - mit Verlaub, da hätte ich einen entspannteren Abend...
Die Zitate sehe ich durchaus auch als ein gewisses Hindernis. Allerdings: Die ZAUBERFLÖTE ist ebenso voller Zitate und Anspielungen der damaligen Zeit und muß heute mühsam entschlüsselt (sic!) werden. Wer weiß schon, daß "Vom festen Geiste ist ein Mann, er denket was er sprechen kann" (2. Akt, 3 Damen) eine Anspielung auf die Spinoza-Kritik des Illuminaten Friedrich Heinrich Jacobi war? Oder wer vermag das Revolutionäre im Begriffswechsel von GOTT (männlich) zu DIE GOTTHEIT zu erkennen (die Oper beginnt mit 3 Akkorden in 5 rhythmischen Anschlägen!)? Wer vermag zu verstehen, daß die Königin der Nacht dem Wiener Publikum erschien wie in den Berichten über vorgebliche Marienerscheinungen und, nota bene, zwischen Felsen im Sternengewand thronend, verdächtig an die Eingangspforte der Schloßkirche zu Aigen bei Salzburg erinnerte, daß die "sternflammende Königin" (auch das eine Anspielung auf ein bekanntes zeitgenössisches Marienbildnis) die Mutter Kirche symbolisiert...???
Das wäre alles endlos fortzusetzen. Freilich hat Kunst die Verpflichtung, sinnlich erfahr- und faßbar zu sein - so ihr das nicht gelingt, hat sie keine Chance. Nur dann werden sich auch - wie bei Mozart - in 200 Jahren noch Leute für die Zitate interessieren.
Die Zitate sehe ich durchaus auch als ein gewisses Hindernis. Allerdings: Die ZAUBERFLÖTE ist ebenso voller Zitate und Anspielungen der damaligen Zeit und muß heute mühsam entschlüsselt (sic!) werden. Wer weiß schon, daß "Vom festen Geiste ist ein Mann, er denket was er sprechen kann" (2. Akt, 3 Damen) eine Anspielung auf die Spinoza-Kritik des Illuminaten Friedrich Heinrich Jacobi war? Oder wer vermag das Revolutionäre im Begriffswechsel von GOTT (männlich) zu DIE GOTTHEIT zu erkennen (die Oper beginnt mit 3 Akkorden in 5 rhythmischen Anschlägen!)? Wer vermag zu verstehen, daß die Königin der Nacht dem Wiener Publikum erschien wie in den Berichten über vorgebliche Marienerscheinungen und, nota bene, zwischen Felsen im Sternengewand thronend, verdächtig an die Eingangspforte der Schloßkirche zu Aigen bei Salzburg erinnerte, daß die "sternflammende Königin" (auch das eine Anspielung auf ein bekanntes zeitgenössisches Marienbildnis) die Mutter Kirche symbolisiert...???
Das wäre alles endlos fortzusetzen. Freilich hat Kunst die Verpflichtung, sinnlich erfahr- und faßbar zu sein - so ihr das nicht gelingt, hat sie keine Chance. Nur dann werden sich auch - wie bei Mozart - in 200 Jahren noch Leute für die Zitate interessieren.
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