...
Interessantes Interview in der WELT
von heute. Beim Befragten handelt es sich just um den Ägyptologen, der zum Mozart-Jahr auch eine interessante Studie über Mozarts ZAUBERFLÖTE vorgelegt hatte.
Assmann: In der jüdischen Tradition sind die Passagen der Bibel, die von Gewalt handeln, mit großer Vorsicht behandelt worden. Die frühen Rabbinen haben zum Beispiel alles darangesetzt, die Martyriumsbereitschaft – also das Interesse, für die Sache Gottes zu sterben, eine Art von passiver Gewalt – in den Griff zu bekommen, den Radikalismus abzukühlen. Im Christentum dagegen haben die in den Texten steckenden Gewaltpotenziale sich aufs unheilvollste ausgewirkt. Ich sehe die Aufgabe unserer philologischen Beschäftigung mit den biblischen Texten darin, sie zu historisieren, also zu sagen: Das hatte seinen Ort in einer bestimmten Zeit. Aus dieser Zeit heraus versteht man die Sprache.
WELT.de: Wie meinen Sie das?
Assmann: Ich lese etwa das fünfte Buch Moses so, dass mit „Kanaan“ eigentlich die eigene heidnische Vergangenheit gemeint ist. Und der glühende Hass auf die Kanaanäer, der sich in diesen Texten ausdrückt, ist in Wahrheit ein retrospektiver Selbsthass, ein Hass auf die Vergangenheit, von der man sich befreien möchte. Dahinter steckt in meinen Augen die Erfahrung einer Art von Konversion.
von heute. Beim Befragten handelt es sich just um den Ägyptologen, der zum Mozart-Jahr auch eine interessante Studie über Mozarts ZAUBERFLÖTE vorgelegt hatte.
Assmann: In der jüdischen Tradition sind die Passagen der Bibel, die von Gewalt handeln, mit großer Vorsicht behandelt worden. Die frühen Rabbinen haben zum Beispiel alles darangesetzt, die Martyriumsbereitschaft – also das Interesse, für die Sache Gottes zu sterben, eine Art von passiver Gewalt – in den Griff zu bekommen, den Radikalismus abzukühlen. Im Christentum dagegen haben die in den Texten steckenden Gewaltpotenziale sich aufs unheilvollste ausgewirkt. Ich sehe die Aufgabe unserer philologischen Beschäftigung mit den biblischen Texten darin, sie zu historisieren, also zu sagen: Das hatte seinen Ort in einer bestimmten Zeit. Aus dieser Zeit heraus versteht man die Sprache.
WELT.de: Wie meinen Sie das?
Assmann: Ich lese etwa das fünfte Buch Moses so, dass mit „Kanaan“ eigentlich die eigene heidnische Vergangenheit gemeint ist. Und der glühende Hass auf die Kanaanäer, der sich in diesen Texten ausdrückt, ist in Wahrheit ein retrospektiver Selbsthass, ein Hass auf die Vergangenheit, von der man sich befreien möchte. Dahinter steckt in meinen Augen die Erfahrung einer Art von Konversion.
klemmdirigiert - 2007-01-13 13:21
0 Kommentare - Kommentar verfassen - 0 Trackbacks
Trackback URL:
https://klemmdirigiert.twoday.net/stories/3179180/modTrackback