26
Feb
2007

Kontrastprogramm I

22.04.07, 19.30 Uhr, Versöhnungskirche Dresden

Franz SCHUBERT – Stabat mater g-moll D 175
Wolfgang Andreas SCHULTZ – "Archaische Landschaft mit heilender Trauer" (UA)
Franz SCHUBERT – Stabat mater f-moll D 383

Kammerchor der Singakademie Dresden/Dresdner Kapellsolisten/E. Klemm


Unter dem Motto KULT&OPFER stellt die Singakademie auch im Jahr 2007 außergewöhnliche, selten erklingende Werke vor. Wie in vielen vorangegangenen Konzerten steht an diesem Abend ein Kontrast zwischen Alt und Neu im Mittelpunkt, wobei selbst das Alte den meisten Zuhörern neu sein dürfte – zu unbekannt sind die beiden Vertonungen des Stabat mater von Schubert.

Der junge Komponist vertonte den zur katholischen Liturgie gehörenden Text innerhalb recht kurzer Zeit in zwei Versionen: 1815 in einer kurzen lateinischen Fassung, ein Jahr später nach einer Parodie von Klopstock aus dem Jahre 1766. Klopstock hatte die deutsche Neutextierung des lateinischen Textes offensichtlich für das Werk Pergolesis gedacht. Mit Klopstocks Worten wurde Pergolesis Stück vermutlich 1770 in Leipzig aufgeführt – ein interessantes Detail der wechselvollen Beziehungen der Musikgeschichte: Johann Adam Hiller veröffentlicht Pergolesis Werk mit seperatem Druck der Worte Klopstocks und schaffte so die wahrscheinliche Vorlage für Schubert, der ein großer Anhänger der Oden, Elegien und geistlichen Lieder Klopstocks war und bereits mehrere davon vertont hatte.

Das Werk bezieht sich einerseits auf Pergolesi, wie es in Charakter und Instrumentation auch ganz deutlich mit Haydns "Sieben Worten des Erlösers am Kreuz" in der Oratorienfassung (von der Singakademie 2004 aufgeführt) korrespondiert. Zusammen mit dem in g-moll stehenden lateinischen Stabat mater D 383 des 18-jährigen Schubert bilden beide Werke einen überaus spannenden Blick auf einen uns weitgehend unbekannten Teil aus dem Oeuvre des Wiener Komponisten.

Mit "Archaische Landschaft mit heilender Trauer" von Wolfgang Andreas Schultz stellen wir einen zeitgenössischen Kontrast in die Mitte des Programmes, der beziehungsvoll antwortet: in den Bergtälern Griechenlands existiert vereinzelt noch der Brauch der Myroloja, eines heilenden Klagegesanges. Der Psychologe Jorgos Canacakis hat mit seiner Beschreibung der Myroloja den Hamburger Komponisten zu seinem Stück inspiriert. Schultz arbeitet und lehrt an der Hamburger Musikhochschule, war Schüler und Assistent G. Ligetis und forscht gegenwärtig vor allem zum Thema "Musik und Spiritualität". Ein streitbarer Aufsatz "Avantgarde und Trauma" erschien erst jüngst in der Zeitschrift DAS ORCHESTER (2/07).
Das neue Stück ist für Streicher geschrieben und erklingt als Uraufführung.

Für das Konzert konnten erstmals die Dresdner Kapellsolisten mit ihrem Leiter Helmut Branny als Partner gewonnen werden – die Singakademie ist dankbar für dieses Engagement des mittlerweile weltweit auftretenden, durch hervorragende CD-Produktionen bekannten Kammerochesters und freut sich auf die Zusammenarbeit, die auch im Jahr 2008 fortgesetzt werden soll.

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