New York Philharmonic in Nordkorea
Das Datum sollten wir uns merken: was waren wir bewegt, wenn wir vor 89 die Spitzenorchester im Osten hören konnten - dabei war das in der DDR fast schon Normalität, Berliner Philharmoniker, Münchner auch, Mailand mit Abbado, da gab es gegen Ende viel Bewegung. Wie mag es den wenigen wirklich Kunstverständigen aus Nordkorea gestern ergangenen sein? Und vermochte die Musik die Partei- und Militärkader zu erweichen?
Bedrückend das Interview zur Pause mit einem Musiklehrer, der die gute Qualität nordkoreanischer Musiker allen Ernstes damit begründete, daß der "geliebte große Führer" persönlich die Ausbildung und Entwicklung der Kunst überwachen würde. Überwachen.
Es war mir sehr mulmig bei Zuschauen. Der kühle Maazel - ab und an blitzt es bei ihm auf und allemal ist seine 'Neue Welt' spannender als die des jungen Dudamel vor dem Papst (letztes Jahr mit Dauerespressivo und dirigentisch höchst problematisch). Maazels Spannug kommt von innen, vom klugen Disponieren, vom Durchhören und gekonnten Facetten (sehr schöne agogische Nuancen). Wer das Feuer oder große Charisma vermißte, bekam bei den Zugaben vielleicht einen Grund geliefet, den die Zeitungen von heute überwiegend verschweigen: nicht die Bemerkung Maazels, es könne ja vielleicht einer mal einen "Amerikaner in Pjönjang" komponieren war der Joke des Abends. Bei der Candide-Ouvertüre meinte Maazel, man solle sich den Oberguru Bernstein vorstellen und - trat ab. Botschaft: es geht auch ohne den "geliebten großen Führer". Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.
klemmdirigiert - 2008-02-27 17:42
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