30
Jan
2010

alles richtig...

Über www.perlentaucher.de erfahren wir von einer Kritik Joachim Kaisers über den Pianisten Maurizio Pollini - Freund Abbados und Luigi Nonos und als solcher mir schon immer sympathisch... (bei der DDR-Plattenfirma Eterna nahm Pollini seinerzeit das gesamte Klavierwerk von Arnold Schönberg auf - noch heute ein Meilenstein!). Zitat:

"Er erschleicht nie Interessantheit, indem er mystifiziert. Er verzichtet darauf, effekthaschend loszulegen, aufzubauschen, wo gar nichts Besonderes passiert. Oder mit Überlangsamkeit zu entwaffnen. Stattdessen macht er alles 'richtig'. Dieses Adjektiv dürfte auf manche Pollini-Bewunderer karg wirken, armselig. Indessen reicht es an das Höchste, was im Interpretations-Bezirk möglich ist. Denn was, beispielsweise, haben uns jene alten Dirigenten, die einst noch Gustav Mahlers legendäre Opernaufführungen in Wien erlebten, über Mahlers unvergleichliches Dirigieren zu sagen gewusst? Eben dies: es sei bei Mahler alles so wunderbar 'richtig' gewesen..."

"Das Hochste, was im Interpretations-Bezirk möglich ist" - danke, lieber Joachim Kaiser. Wir bemühen uns weiter, alles richtig zu machen... (aber recht hat er natürlich!).

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Reinhard Thasler (Gast) - 2010-02-19 12:12

Richtig und Falsch

Lieber Ekkehard, diese Kritik hat mich auch aufhorchen lassen. Und in der Tat wünscht man sich Interpreten, die alles "richtig" machen, da man oft genug das Gefühl hat, eine Interpretation sei schlicht "falsch" (Tempo, Phrasierung etc.)
Wenn ich aber den Satz noch mal lese "bei Mahler sei immer alles so wunderbar "richtig" gewesen", fällt mir nun doch auf, dass man just diesen Satz auch ironisch bzw. als Kritik auffassen kann. Ist es nicht insbesondere für die "Moderne" kennzeichnend, sich dem "Richtigen" insbesondere dem "so wunderbar richtigen" zu verweigern?
Nicolaus Harnoncourt zum Beispiel, so habe ich den Eindruck, verweigert sich dem in seiner, durchaus im ideoloischen Sinne, "Modernen" Suche nach dem stets Neuen im Alten auch als Interpret gerne. Manchmal macht er auch nach meinem Geschmack dabei etwas "falsch" (siehe Salzburger Figaro), nichts desto trotz muss ich die Frage stellen: Was wäre wenn immer alle alles richtig machen: wäre das nicht langweilig?

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