Nachtrag GENOVEVA
Es war eine schöne, bewegende Aufführung mit allen Schwierigkeiten, die es mit sich bringt, wenn man das Stück mit einem Ensemble von vorwiegend Studenten aufführt. Die haben sich der Herausforderung mit Engagement und Herzblut gestellt und sicher auch etwas schmerzlich kennengelernt, was es heißt, einen halben TRISTAN zu spielen (2 h 45 min.) Die Anforderungen Schumanns sind exorbitant.
Der Kritiker der SZ geht indessen Schumann in die Falle, wie ich finde: Die hier mit einem Happy End aufpolierte Genoveva-Legende, die in Hebbels Drama noch Trauerspiel sein darf, ist bei Schumann einfach arg süßlich. Auch musikalisch bleibt er einiges schuldig. Nach vielversprechender Ouvertüre braucht es lange, bis das Werk Fahrt aufnimmt.
Arg süßlich? Was ist denn dann LOHENGRIN oder HOLLÄNDER? Warum bekommt Schumann immer das ab, was bei den anderen viel mehr zuträfe? Man sollte die Story nicht 1:1 lesen - sie geht tief in die menschliche Seele. Und deshalb nimmt die Musik auch nicht Fahrt auf, sondern bleibt alles in allem lyrisch, motivisch unerhört dicht und verzahnt und verzichtet auf Äußerlichkeit. Die Chöre des TANNHÄUSER sind schmissiger, wirkungsvoller - mag sein. Die der GENOVEVA sind Lieder für Chor und Orchester. Die Gebete von Elsa und Elisabeth sind Melodien mit Akkorbegleitung - das Gebet der Genoveva ein harmonisch-kontrapunktisches Kunstwerk und wundervolles Lied ohnegleichen. Der intimste Moment des Stückes ist das Duett "Wenn ich ein Vöglein wär" - dort sind sich Genoveva und Golo viel näher, als es Siegfried und Genoveva je sein könnten. Das sollte zu denken geben.
Der Kollege Schüler vom Brandenburgischen Staatstheater in Cottbus sagt folgendes: "Der Plot ist: Was passiert, wenn Pfalzgraf Siegfried in den Krieg zieht, seine junge Frau zurücklässt und zum Aufseher einen bestimmt, der sie liebt? Siegfried hat Genoveva und liebt sie nicht, Golo – in unserer Version illegitimer Sohn des Pfalzgrafen – liebt Genoveva und hat sie nicht." (Das ganze Interview hier) Auch Zwickau bereitet eine Premiere vor!
Der Kritiker der SZ geht indessen Schumann in die Falle, wie ich finde: Die hier mit einem Happy End aufpolierte Genoveva-Legende, die in Hebbels Drama noch Trauerspiel sein darf, ist bei Schumann einfach arg süßlich. Auch musikalisch bleibt er einiges schuldig. Nach vielversprechender Ouvertüre braucht es lange, bis das Werk Fahrt aufnimmt.
Arg süßlich? Was ist denn dann LOHENGRIN oder HOLLÄNDER? Warum bekommt Schumann immer das ab, was bei den anderen viel mehr zuträfe? Man sollte die Story nicht 1:1 lesen - sie geht tief in die menschliche Seele. Und deshalb nimmt die Musik auch nicht Fahrt auf, sondern bleibt alles in allem lyrisch, motivisch unerhört dicht und verzahnt und verzichtet auf Äußerlichkeit. Die Chöre des TANNHÄUSER sind schmissiger, wirkungsvoller - mag sein. Die der GENOVEVA sind Lieder für Chor und Orchester. Die Gebete von Elsa und Elisabeth sind Melodien mit Akkorbegleitung - das Gebet der Genoveva ein harmonisch-kontrapunktisches Kunstwerk und wundervolles Lied ohnegleichen. Der intimste Moment des Stückes ist das Duett "Wenn ich ein Vöglein wär" - dort sind sich Genoveva und Golo viel näher, als es Siegfried und Genoveva je sein könnten. Das sollte zu denken geben.
Der Kollege Schüler vom Brandenburgischen Staatstheater in Cottbus sagt folgendes: "Der Plot ist: Was passiert, wenn Pfalzgraf Siegfried in den Krieg zieht, seine junge Frau zurücklässt und zum Aufseher einen bestimmt, der sie liebt? Siegfried hat Genoveva und liebt sie nicht, Golo – in unserer Version illegitimer Sohn des Pfalzgrafen – liebt Genoveva und hat sie nicht." (Das ganze Interview hier) Auch Zwickau bereitet eine Premiere vor!
klemmdirigiert - 2010-05-31 00:27
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