29
Dez
2005

Skeptiker

Seinem philosophischen Ursprung nach hält der Skeptiker vielmehr Ausschau nach der besten Lösung für das ihm vorliegende Problem. Sein kritisches Denken akzeptiert dabei durchaus nachvollziehbare Argumente, sein Handeln ist ebenfalls progressiv orientiert. Skeptiker wollen keineswegs zurück in eine verlorene Welt, in der alles besser und aus Holz war. Sie springen nur nicht durch den erstbesten Reifen, der ihnen vor die Nase gehalten wird.


Das ist eine schöne Definition von David Kleingers in
SPIEGEL-online.

Große Aufregung...

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...herrscht in Österreich wegen Plakaten wie dem oben abgebildeten.

Zitat SPIEGEL:
"Keiner von uns hat ein derart negatives Echo auf unsere Kampagne erwartet", sagt Kurator Seidel. Die Reaktion zeige, dass von der Öffentlichkeit abgeschottete Kunsträume wie Galerien und Museen von den Menschen nur wenig wahrgenommen würden. "Sobald man mit Kunst auf die Straße geht, zeigt sich, wie sensibel und wenig liberal die Leute noch immer auf körperliche Sujets reagiert", so Seidel. Für die künstlerische Freiheit im Land sei dies ein trauriger Rückschritt. "Für uns ist das ein Aufruf an alle Künstler, noch radikaler zu arbeiten", erklärt der Kurator.

Es seien 500 000 Euro Fördergelder für die Aktion geflossen usw. usf. - wir kennen solche Diskussionen.

Aber mal ehrlich: von ein paar Kalauern, die sich mit dem Bild machen ließen, abgesehen - ist das nun avantgardistische Kunst oder ist uns jedes Gefühl für Ästhetik, Form und Inhalt, wie Gerhard Richter vermutet, nur abhanden gekommen, daß ich das jetzt als Kunst auch noch verteidigen müßte? Und weshalb die Aufregung: Rubens und Goya und viele andere malten ja genügend nackte Damen, hier sehen wir ja nicht mal den Kopf. Nur weil das an der Straße hängt, soll das ein Skandal sein? Wie prüde sind wir denn geworden!
Ziehen wir die Skandalisierung ab, bleibt wenig übrig: ein netter, nicht allzu neuer und gleich gar nicht besonders witziger Einfall, den sich der Künstler gern hätte von einem Unterwäsche-Hersteller hätte finanzieren lassen können. An künstlerischer Arbeit bleibt eigentlich nichts übrig: Apparat hinhalten und abdrücken. Die Dame vorher anziehen/ausziehen, je nachdem..., drapieren, na gut.

Nein, eigentlich bleibt nichts als das fade Gefühl, daß hier wiedermal eine Scheindiskussion um großen Käse geführt wird. Anderswo werden Gelder genehmigt für die bunte Beleuchtung großer Schornsteine usw., in den modernen Galerien gelten 5-Euro-Neonlampen als Kunst. Bin ich wirklich schon so hinterher, wenn ich das alles bloß als lächerlichen Blödsinn einstufen kann?

Nehmt's mir nicht übel!
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