"schlichte, warme Frömmigkeit"
Aus einem Beitrag der WELT von heute (http://www.welt.de/data/2005/12/31/824156.html?s=1) von Klaus Berger:
Das Christentum in Deutschland ist matt und müde geworden. Kann die Weltkirche von diesem Land noch irgend etwas erwarten?
Ja und nein. Für die wichtigste Gabe halte ich nach wie vor die Bibeltheologie, wie sie der Papst mittwochs praktiziert. Doch auf der anderen Seite gilt dies: Das Stichwort "Taizé" markiert eine ganz neue Art von Ökumene, eben nicht mehr Diskussionen und Streitgespräche, an deren Ende jeder Recht behält und nur für den nächsten Disput klüger wird, sondern eine schlichte, warme Frömmigkeit mit großer Ausstrahlung. So etwas gab es, genau genommen, bisher in Deutschland weithin nicht. Taizé aber liegt in jener Gegend, wo auch der Orden der Zisterzienser entstand
Werden "die Deutschen" diese Bewegung aufnehmen können? Es ist klar, daß es ohne Theologie auch in dieser Bewegung auf die Dauer nicht gehen wird. Aber es könnte ja sein, daß man eine Priorität der gelebten Nachfolge vor der Theologie wahrnimmt. Das wäre eine Chance, wild gewordene und oft genug auch reichlich unverständliche dogmatische Spekulation auf ein menschliches Maß zurückzuführen. Denn in der Tat sollten sich deutsche Theologen nicht nur als Lehrer der anderen verstehen, sie könnten auch häufiger - wie so oft im Mittelalter - dankend von anderen empfangen.
Wenn allerdings aus der mittwochs praktizierten Bibeltheologie nicht mehr entspringt als die gegenwärtigen Erlässe zum Umgang mit schwulen Priestern usw. usf., wage ich dennoch, starke Zweifel anzumelden, ob das nun zeitgemäß ist. Die Suche nach neuen (alten) Werten von der Dresdner Frauenkirche bis hin zur Sehnsucht nach der schlichten Frömmigkeit tobt sich auffallend oft an den Rändern aus: seien es die Schwulen oder die unverständlichen Aktionen einer deutschen Muslima im vorderen Orient. Ein selbstbewußter Staat könnte von der Bundeskanzlerin bis zu BILD doch auch einfach sagen: wir sind für sie als Bürgerin unseres Landes verwantwortlich, unabhängig davon, was sie sagt; sie hat eine Unmenge getan für den Irak, auch für den guten Ruf Deutschlands - laßt sie jetzt einfach in Ruhe; wir laden sie ein, um über ihre Projekte zu reden und sehen dann in Ruhe und ohne Medien weiter.
Hat die Kirche eigentlich dazu offiziell mal was verlautbaren lassen?
Schlichte, warme Frömmigkeit - okay: aber bitte auf der Höhe der Zeit, und nicht in moralinsaurem Mief mit den überholten 'Werten' von vorgestern. Demnächst müssen wir ja sogar noch Darwin gegen die Schöpfungsgeschichte verteidigen...
Das Christentum in Deutschland ist matt und müde geworden. Kann die Weltkirche von diesem Land noch irgend etwas erwarten?
Ja und nein. Für die wichtigste Gabe halte ich nach wie vor die Bibeltheologie, wie sie der Papst mittwochs praktiziert. Doch auf der anderen Seite gilt dies: Das Stichwort "Taizé" markiert eine ganz neue Art von Ökumene, eben nicht mehr Diskussionen und Streitgespräche, an deren Ende jeder Recht behält und nur für den nächsten Disput klüger wird, sondern eine schlichte, warme Frömmigkeit mit großer Ausstrahlung. So etwas gab es, genau genommen, bisher in Deutschland weithin nicht. Taizé aber liegt in jener Gegend, wo auch der Orden der Zisterzienser entstand
Werden "die Deutschen" diese Bewegung aufnehmen können? Es ist klar, daß es ohne Theologie auch in dieser Bewegung auf die Dauer nicht gehen wird. Aber es könnte ja sein, daß man eine Priorität der gelebten Nachfolge vor der Theologie wahrnimmt. Das wäre eine Chance, wild gewordene und oft genug auch reichlich unverständliche dogmatische Spekulation auf ein menschliches Maß zurückzuführen. Denn in der Tat sollten sich deutsche Theologen nicht nur als Lehrer der anderen verstehen, sie könnten auch häufiger - wie so oft im Mittelalter - dankend von anderen empfangen.
Wenn allerdings aus der mittwochs praktizierten Bibeltheologie nicht mehr entspringt als die gegenwärtigen Erlässe zum Umgang mit schwulen Priestern usw. usf., wage ich dennoch, starke Zweifel anzumelden, ob das nun zeitgemäß ist. Die Suche nach neuen (alten) Werten von der Dresdner Frauenkirche bis hin zur Sehnsucht nach der schlichten Frömmigkeit tobt sich auffallend oft an den Rändern aus: seien es die Schwulen oder die unverständlichen Aktionen einer deutschen Muslima im vorderen Orient. Ein selbstbewußter Staat könnte von der Bundeskanzlerin bis zu BILD doch auch einfach sagen: wir sind für sie als Bürgerin unseres Landes verwantwortlich, unabhängig davon, was sie sagt; sie hat eine Unmenge getan für den Irak, auch für den guten Ruf Deutschlands - laßt sie jetzt einfach in Ruhe; wir laden sie ein, um über ihre Projekte zu reden und sehen dann in Ruhe und ohne Medien weiter.
Hat die Kirche eigentlich dazu offiziell mal was verlautbaren lassen?
Schlichte, warme Frömmigkeit - okay: aber bitte auf der Höhe der Zeit, und nicht in moralinsaurem Mief mit den überholten 'Werten' von vorgestern. Demnächst müssen wir ja sogar noch Darwin gegen die Schöpfungsgeschichte verteidigen...
klemmdirigiert - 2005-12-31 12:53
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