15
Jun
2008

IDOMENEO im neuen Cuvilliés

cuvellier

Der Innenraum des neueröffneten Cuvilliés-Theaters in München ist tatsächlich eine Perle und eine leichte Wehmut in Richtung München bemächtigte sich gestern Abend dem Autor...

Einige Jahre zurück - der Gärtnerplatz wurde auch gerade rekonstruiert - da lief unsere ENTFÜHRUNG im alten Cuvilliés. Es waren wunderschöne Abende, in denen das Stück ganz intim und kammermusikalisch wirken konnte. Kobie van Rensburg war unser Belmonte - es waren tatsächlich besondere Vorstellungen.

Van Rensburg war dann auch unser IDOMENEO - nicht mehr im Cuvilliés, sondern wieder im Gärtnerplatz. Die Produktion war hervorragend besetzt und sehr erfolgreich. Nun hat München einen neuen IDOMENEO, produziert von der Staatsoper, eine - dem Bayerischen Fernsehen nach zu urteilen - insgesamt sehr gelungene Aufführung mit Nagano am Pult und Dorn als Regisseur, der interessante Facetten entdeckt, das Stück keinesfalls vergewaltigt, doch sehr klar die Schrecken des Krieges auf die Bühne bringt. Nagano beruft sich auf die Münchner Fassung. Hier muß ihm leider etwas entgegnet werden - und das wären auch meine kleinen Einwände: die Münchner Fassung hatte einen Kastraten als Idamante; ihn als Tenor zu besetzen, ist zu deutlich Regiekonzept. Der Gewinn größerer Erotik im Verhältnis zu Ilia ist kaum zu verzeichnen, dagegen der Verlust des stimmlichen Reichtums: Ilia, Sopran, Idamante, Mezzo, Idomeneo, Tenor - das ist unschlagbar, insbesondere im Quartett. Und hier patzen leider Nagano und sein Idamante: er singt als Tenor die Mezzo - Fassung, was mit sich bringt, daß Idamante ständig unten rumbrummelt, der kunstvolle Satz von Mozart grausig entstellt wird und das sensationelle Quartett damit seiner einmaligen Wirkung verlustig geht. Auch der grandiose Walzer des Münchner Duetts Ilia/Idamante muß geopfert werden.

Schade außerdem, daß Nagano dem Idomeneo trotz Sinn für Vollständigkeit die letzte Arie streicht; das geht insbesondere dann nicht, wenn Elettra die ihre vorher singen durfte - wie geschehen. Die Ballettmuk wurde ziemlich komplett gebracht (auch nicht ganz), dafür mußte der Schlußchor bluten und blieb einteilig statt dreiteilig.

Etwas bedauerlich, daß die Chance einer wirklichen Komplettaufführung nicht genutzt wurde. Wo, außer im Cuvilliés wäre sie möglich? Alle Theater schauen ja längst auf die Uhr - der Abonnent will nach Hause. Das Verhängnis beim IDOMENEO: schon Mozart hatte zur UA gekürzt. Ich vertrete die Meinung: weil ihm alle reingequatscht haben. Er war 24 und hat sich leider beirren lassen. Aber die 10 min. wären nun auch noch möglich gewesen... (dafür hätte das Orakel kürzer ausfallen können: Mozart hat wahrscheinlich die kürzeste Fassung musiziert, nicht die lange Variante).

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nanou - 2008-06-16 00:39

Hallo, ich hab mich zugegebenermaßen auf Ihre Seite verirrt, aber Ihre Formulierungen gefielen mir - weitgehend.

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