3
Sep
2006

"methodischer Pessimismus"

- den konstatiert eine Kritik bei der Autorin SYBILLE BERG (schöne Website - schwarz und humorvoll). Sie schließt Jugend und Kunst voneinander aus - ich war mit meinen enthusiastischen Besuchen von MOSES UND ARON (Schönberg) oder ungezählter Konzerte ganz offensichtlich ein verzogenes Gör:

Theater ist für die Generation der Eltern, ist kein Kino, ist Anstrengung, unbequemes Gestühl und meist Langeweile. Junge Menschen, die sich für Kunst interessieren, sind verzogene Gören, denn Jugend und Kunst gehören nicht zusammen. In der Jugend entdeckt man das Leben, und dessen Kürze ist einem noch nicht klar. Man ist am Suchen nach Realität. Und die hat mit Kunst nichts zu tun. Kunst ist die Suche nach dem gnadenvollen Augenblick, nach dem Vergessen der Sterblichkeit, ist Suche nach Trost und geriatrisch unkörperlichem Orgasmus. Theater kann Kunst sein. Kunst hat nichts mit einem tiefen Anspruch zu tun, wer will den definieren, Komödien können Kunst sein, Satire kann Kunst sein, wenn sie im aufrechten Bestreben, in der Suche nach einer höheren Wahrheit entstanden ist.


Suche nach Trost und geriatrisch unkörperlichem ... - so alt ist doch die Berg noch gar nicht, jünger als ich jedenfalls?! Der Bruder, wenn mich nicht alles täuscht, wirkt recht erfolgreich als GMD in Dessau.

Mehr hier.

eine Stimme, die überzeugend klingt:

Etgar Keret in der ZEIT online:

"Dieser Krieg ist kein böser Traum. Er ist eine böse Wirklichkeit, zu der uns die unaufhörlichen Katjuschasalven mit einem schmerzhaften Hochschrecken geweckt haben. Irgendwo im Unterbewusstsein haben wir gehofft, uns am Ende rein und frisch wie ein Baby wiederzufinden, dass dieser so sehr gerechte Krieg alle unsere Krankheiten heilen würde, uns nach Jahren permanenter gesellschaftlicher Krisen und Korrumpiertheit zu einem einsichtigen, starken Volk zusammenschweißen würde. Doch Krieg ist kein Heilmittel, sondern nur der Spiegel einer vorhandenen Wirklichkeit. Und die Wirklichkeit, die der gegenwärtige Krieg widerspiegelt, ist weit davon entfernt, schmeichelhaft zu sein. Wenn es etwas gibt, das wir jetzt tun müssen, dann ist es, ehrlich der Zerstörung unseres alten kollektiven Selbstbildnisses ins Auge zu sehen und die Überheblichkeit, die an der Wiege stand, gegen Anteilnahme, Empathie, Achtung gegen den Anderen und ein wenig Bescheidenheit auszutauschen.

Denn der gegenwärtige Kampf wird schließlich nicht der letzte sein, an dem wir beteiligt sind, wie unser Freund, der iranische Präsident, uns bereits versprochen hat. Und damit wir als Gesellschaft den Konfrontationen der Zukunft standhalten können, wird es nicht genügen, uns mit noch mehr Waffen und Munition auszustatten, sondern wir werden auch das verarmte Lager der menschlichen Werte aufzurüsten haben, die für unser Bestehen nicht weniger notwendig sind."
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