18
Dez
2010

...und hier der Ausblick

Institut für Orchester- und Ensembleentwicklung

Die jahrhundertealte Tradition des Ensemble- und Orchesterspiels in Dresden aufgreifend soll ein modernes Institut mit Zukunftsvisionen für Ensemble- und Orchesterspiel unter Ausnutzung von Synergien der ansässigen Weltspitzenorchester, Ensembles und Institutionen gegründet werden. Verankert in der Tradition von Schütz über Hasse, Naumann, Weber, Schumann, Wagner bis Strauss, angesiedelt in der Gegenwart von Andre über Herchet, Krätzschmar, Münch, Olbrisch, Tsangaris, Weiss bis Zimmermann und mit dem kräftigen Blick nach vorn sollen dabei die Ausbildung sowohl mit Forschung als vor allem mit Praxis verbunden und neue, innovative Konzepte etabliert werden. Die Hochschule für Musik mit ihren Bachelor- und Masterstudiengängen steht dabei im Zentrum und vernetzt diese über das zu gründende Institut für Ensemble- und Orchesterentwicklung.

Praxisbezogene Masterstudiengänge mit Spitzenensembles

Die Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden nutzt die Möglichkeit der Einrichtung von innovativen und praxisbezogenen Masterstudiengängen und verbindet diese über die Koordination durch das zu gründende Institut für Ensemble- und Orchesterentwicklung mit den Kultur-Institutionen der Stadt. Freie Ensembles werden in die Arbeit über Zielvereinbarungen eingebunden. Den Studierenden wird auf diese Weise die Möglichkeit geboten, bei entsprechender Eignung mit den Dresdner Spitzenensembles zusammenzuarbeiten.

Attraktivere Bachelorstudiengänge

Bereits im Bachelor- und einfachen Masterstudiengang arbeiten freie Ensembles regelmäßig mit den Studierenden zusammen. Hochschulorchester und freie Ensembles gestalten gemeinsame Projekte, Meisterkurse und Wettbewerbe werden in diese Arbeit integriert.

Aufwertung der Orchesterakademien durch Master

Die Akademien der beiden Orchester Sächsische Staatskapelle und Dresdner Philharmonie sowie die Akademie des Europäischen Zentrums der Künste Hellerau erhalten für ihre Stipendiaten die Möglichkeit, die akademische Karriere durch den Erwerb eines Masters fortzusetzen. Die Studierenden verlieren für die Zeit der Mitgliedschaft in der Akademie keine Studienzeit und genießen durch den Studentenstatus alle dazugehörigen Vorteile (Studententickets, Krankenversicherung etc.).

Einbindung der Forschung

In die Arbeit des Instituts werden die Forschung über die Ensemble- und Orchesterkultur der Musikstadt Dresden und die vielbeschworene, jedoch wenig erforschte sogenannte „deutsche Orchesterkultur“ einbezogen. Besondere Schwerpunkte können neben den bereits im Zentrum stehenden Arbeiten über die Anfänge mit Schütz, die Zeit von Weber über Schumann, Wagner bis Strauss als der Zeit der Ausprägung deutscher Orchesterkultur sein. Einen dritten Schwerpunkt bildet die Zeit vor und während des Nationalsozialismus unter der besonderen Berücksichtigung verfemter Komponisten und verfolgter jüdischer Künstler.

Neue Musik

Der Blick in die Tradition muss gleichgewichtet mit dem Blick nach vorn ausbalanciert werden. Deshalb gilt der zeitgenössischen Musik und der künftigen Ensemble- und Orchesterkultur besondere Aufmerksamkeit. Über das Institut werden die Projekte des „KlangNetz Dresden“ und Ensembles wie „ensemble courage“ oder „Sinfonietta Dresden“ sowie Projekte der „Jungen Szene“ der Sächsischen Staatsoper mit- und untereinander verbunden und an entsprechende Studiengänge der HfM gekoppelt.

Dramaturgie und Orchestermanagement, Musikvermittlung

Die an der Hochschule vorhandenen Möglichkeiten (Promotionsrecht für Doktoranden) werden im Bereich Musikwissenschaft für Masterstudiengänge oder Promotionen im dramaturgischen Bereich genutzt. In gezielter Zusammenarbeit mit den entsprechenden Vertretern der angebundenen Institute (Sächsische Staatsoper/Staatskapelle, Dresdner Philharmonie, Europäisches Zentrum der Künste Hellerau) werden neue und innovative Studiengänge für Dramaturgie, Musikvermittlung und Orchestermanagement entwickelt.

Partnerinstitutionen und Ensembles

Hochschule für Musik Carl Maria von Weber (Institutsträger)

Sächsische Staatskapelle Dresden (Sinopoli-Akademie)
Dresdner Philharmonie (Orchesterakademie)
Sächsische Staatsoper (Junge Szene)
Hellerau - Europäisches Zentrum der Künste

Dresdner Kapellsolisten (Zusammenarbeit Hochschulsinfonieorchester - HSO)
Philharmonisches Kammerorchester (Zusammenarbeit HSO)
Moritzburg-Festival (Zusammenarbeit Meisterkurse)
Sinfonietta Dresden (neue Musik - Kammerorchester)
ensemble courage (neue Musik - Ensemble)
u.a.

Außerdem verfolgt die HfM folgende Projekte und Ideen:

Exzellenzinitiative Hochbegabtenförderung

Unter diesem Projektnamen strebt die Hochschule die Schaffung einer Klasse für junge Spitzenkünstler an, die für internationale Wettbewerbe und solistische Schulung gerüstet werden sollen. Kinder, Jugendliche und junge Studierende, die wegen ihrer außerordentlich hohen Qualifikation und einer absoluten Hochbegabung nicht ins Schema der klassischen Ausbildung passen, sollen die Möglichkeit erhalten, in dieser Klasse zu einem besonderen Hochschulabschluss geführt zu werden.

Foundation courses

Unter diesem Titel wird die Hochschule demnächst gebührenpflichtige Vorbereitungskurse für Aufnahmeprüfungen und Studium anbieten. Nach dem Vorbild der „foundation diplomas“ bspw. englischer oder amerikanischer Universitäten können die Studierenden dabei in einem einjährigen Kurs Schlüsselqualifikationen für einen erfolgreichen Studieneinstieg erwerben. Das Angebot gilt ausdrücklich auch für internationale Bewerbungen und wird von solchen Interessenten verstärkt nachgefragt.

Kulturkraftwerk Mitte

Auf dem Gelände des ehemaligen Kraftwerkes soll ein neues Kulturareal entstehen, u.a. mit der Staatsoperette und dem Theater der Jungen Generation. Die Musikhochschule unterstützt diese Initiative, die nun per Stadtratsbeschluss verabschiedet wurde, ausdrücklich und plädiert für die Errichtung eines „Hauses der Künste“, in dem ein Café der Künste, eine Kindertages(und -abend)stätte der Künste, ein Theater der Künste (für zeitgemäße kreative Formen von Kunst und Musik), ein Club der Künste (für Performance und Jazz) sowie ein Studio der Künste (Über- und Proberäume) Platz finden sollten.

...schließlich noch ein Problem:

Innovatives und modernes Ausbildungskonzept muss besser finanziert werden


Mit einer angestrebten Gesamtzahl von 780 Plätzen in Hochschule und Landesgymnasium (die ursprüngliche Budgetierung war für 630 Plätze an der Hochschule vorgesehen, die Übernahme des künstlerischen Unterrichts am Landesgymnasium ab 1994 ließ nunmehr insgesamt 780 Studienplätze entstehen, die lange Jahre und bis heute aus Honorarmitteln der HfM bestritten wurden) sowie 45 Plätzen in der Kinderklasse verfügt die HfM C. M. v. Weber Dresden über eines der innovativsten und modernsten Ausbildungskonzepte deutschlandweit. Dieses setzt bei der Begabtenförderung im Kindesalter an, stellt besondere Angebote für Jugendliche mit der Einrichtung des Landesgymnasiums für Musik bereit und bietet für Studierende Bachelor-/Master- sowie Graduiertenstudiengänge (Meisterklasse und Doktoranden) an. Ein wichtiger Schwerpunkt wird die Einführung neuer weiterbildender Masterstudiengänge sein.
Finanziell ist die Hochschule dafür leider nur ungenügend gerüstet und liegt bei dem durchschnittlichen Etat pro Studienplatz etwa ein Fünftel unter den Werten vergleichbarer Hochschulen. Das resultiert aus der Übernahme des künstlerischen Unterrichts am Landesgymnasium, der in den vergangenen Jahren finanziell nur unzureichend untersetzt wurde. Hier eine Veränderung in den nächsten Jahren herbeizuführen, wird das Ziel der neuen Hochschulleitung sein, die entsprechende Anträge auch für den Qualitätspakt zur Verbesserung von Studium und Lehre vorbereiten wird.

Rückschau 2010

In einem Pressegespräch konnte ich 100 Tage im Amt als Hochschulrektor Revue passieren lassen:

Jahrbuch und CD mit Schenker und Schumann

Das Jahrbuch gehört zur guten Tradition der Hochschule. In dieser Publikation werden wichtige Stationen, Meinungsäußerungen, Daten und Fakten, Probleme und Erfolge benannt, aufgelistet und rekapituliert. Der Linie bleibt das Haus auch 2010 treu. Im Mittelpunkt steht dabei der 200. Geburtstag Robert Schumanns. Er prägte viele Konzerte der letzten 12 Monate, darunter die konzertante Aufführung seiner Genoveva in der Semperoper, Veranstaltungen der Lied-, Kammermusik- oder Klavierklassen bis hin zur Abteilung Jazz/Rock/Pop, die mit neuen Kompositionen auf die Gesänge der Frühe reagierten. Am 31. Oktober fand eine Matinee mit Schumanns 2. Sinfonie sowie einer Uraufführung von Friedrich Schenker statt. Der Live-Mitschnitt dieser Aufführung transportiert in besonderer Weise die Vitalität dessen, was als Motto des neuen Rektors gilt, nämlich

- Tiefe des Wissens,
- Kraft des Fühlens,
- Schönheit des Könnens und
- Lust des Vermittelns

ins Zentrum der Ausbildung und Bemühungen um höchste Qualität zu stellen.

Erfolg des Hochschulorchesters in der Kölner Philharmonie

Mit Dvořaks Cellokonzert (Solist: Jan Vogler, Dirigent: Ekkehard Klemm) und Schumanns 2. Sinfonie gastierte das Orchester in Köln und konnte einen großen Erfolg verbuchen. Der Veranstalter lud zu einem neuerlichen Gastspiel ein. „Schumanns romantisches Fieber begann mit jedem Takt zu steigen. … Alle Gruppen harmonierten unter Klemms einfühlsamer Leitung bestens, der Hauptteil des Kopfsatzes, Scherzo und Finale federten energiegeladen. … das Adagio … bildete die tiefinnere Gegenwelt zu kämpferischem Aufschwung, den Rückzug ins Schattenreich der Seele. Wie die Geigen Zug um Zug quasi aus der Tiefe des Unterbewussten sich allmählich ihren Weg hinauf ins Freie bahnten, das hatte feierlichen Ernst und ließ keinen Zweifel am Format dieses vielfach verkannten Meisterwerks.“ – vermeldete Volker Fries in der Kölner Presse.

Eröffnung des neuen Schulgebäudes des Sächsischen Landesgymnasiums für Musik

Das lang ersehnte Schulgebäude auf der Kretschmerstraße konnte im September eröffnet werden. Damit verfügen die 150 Schülerinnen und Schüler, die musikalisch von den Lehrkäften der Hochschule betreut werden, über nunmehr komplett renovierte bzw. neu errichtete Unterrichtsgebäude sowohl für den schulischen wie den musischen Bereich. Modernste Unterrichtskabinette, ein Konzert- und Probensaal mit Tontechnik, Turnhalle und Mensa sowie Internatsplätze für 75 Jugendliche stehen zur Verfügung.

Investitur am 27.10.2010

Mit einer feierlichen Investitur wurde Ekkehard Klemm unter großer öffentlicher Beteiligung von Staatsministerin Freifrau Prof. Sabine v. Schorlemer ins Amt eingeführt. Gemeinsam mit Prof. Zenziper musizierten u.a. der neu berufene Violinprofessor Igor Malinowski und Isang Enders von der Sächsischen Staatskapelle ein Trio von Schostakowitsch. Studierende brachten Marc Andres (Kompositionsprofessor seit 2009) „durch“ zur Aufführung, Beiträge der Jazzabteilung und des Landesgymnasiums sorgten für eine farbige Darstellung aller Bereiche des Instituts. Unter dem Titel „Master Schumann“ nahm der neue Rektor Schumanns avancierten Ansatz der 2. Sinfonie zum Ausgangspunkt seiner Rede und verknüpfte diese mit seinen konzeptionellen Vorstellungen.
(https://klemmdirigiert.twoday.net/stories/8405717/)

Premiere ORPHEUS im Kleinen Haus

In einer Koproduktion Dresdner Kunsthochschulen kam wenig später Glucks Reformoper in einer Version für Tanz auf die Bühne des Kleinen Hauses des Dresdner Staatsschauspiels. Unter der Leitung von Franz Brochhagen und in der Regie von Thomas McManus sangen, spielten und tanzten Studierende der Musikhochschule sowie der Palucca-Schule. Bühnenbild und Kostüme der gefeierten Produktion steuerten die Studenten der Hocschule für Bildende Künste bei, während das Staatsschauspiel Werkstätten, Technik und den Raum zur Verfügung stellten. Die Synergien dieser Zusammenarbeit stehen ganz im Zeichen der Vernetzung und Kooperation bei Beibehaltung der jeweiligen Eigenständigkeit.

„Berührt von Musik“ – ein Festival für und mit Helmut Lachenmann

Am 03.12. verlieh die Hochschule Helmut Lachenmann die Ehrendoktorwürde, die Laudation hielt Staatsminister a.D. Gerhardt Baum. In diesem Zusammenhang kam der international gefeierte Komponist für mehrere Konzerte nach Dresden und erarbeitete dabei mit den Studierenden und Ensembles gemeinsam eigene Werke (u.a. Mouvement und Zwei Gefühle). Höhepunkte waren die Konzerte des Ensembles Courage und des Ensembles KlangNetz Dresden – letzteres ein Projektensemble zwischen Hochschule und Dresdner Philharmonie, das innerhalb des Netzwerkes Neue Musik vom Bund gefördert wird.

Kontrabassprofessor aus Wien, neue Jazzprofessoren

Mit Sebastian Merk (Schlagzeug) und Finn Wiesner (Saxophon) traten zwei bedeutende Jazzmusiker in den Dienst der Hochschule und komplettieren das Team um Till Brönner, Malte Burba (beide Trompete), Thomas Fellow (Gitarre), und Celine Rudolph (Gesang).
Von den Wiener Philharmonikern kam Jerzy Dybal als Professor für Kontrabass nach Dresden. Seine Tätigkeit als Stimmführer wird er weiterführen. Er zählt zu den international führenden Vertretern seines Fachs und wird Kollege der zuletzt berufenen jungen Dresdner Streicherprofessoren Igor Malinowski (Violine), Nils Mönkemeyer (Viola) und Emil Rovner (Cello).
Prof. Steffen Leißner (zuletzt GMD am Landestheater Detmold) übernimmt für 5 Jahre die Dirigierprofessur des zum Rektor gewählten Ekkehard Klemm.
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Weblog des Dirigenten Ekkehard Klemm, Dresden

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