8
Apr
2006

>>Ein Pentagon-Berater habe berichtet, das Weiße Haus betrachte einen Regimewechsel in Iran als "einzigen Weg zur Lösung des Problems - und das bedeutet Krieg".<<

...melden die Agenturen heute.

Aha.

(Was bin ich froh, daß 1989 der Regimewechsel nicht durch atomare Bunkerknacker zustande kam.)

Musik aus Dresden II

Zuraj

Im morgigen Konzert des Dresdner Hochschulsinfonieorchesters erklingen wieder zwei Werke, die zu Dresden gehören.

Zum einen Schumanns - dessen 150. Todestages gedacht wird - Klavierkonzert, das er 1845 vollendete und uraufführen ließ. Dieses Konzert fand, wenn mich nicht alles täuscht, im jetzt neueröffneten Hotel de Saxe am Dresdner Neumarkt statt. Die Solistin wird eine Studentin des renommierten Dresdner Pianisten Peter Rösel sein: Lilian Gern. Da es meine Aufgabe ist, junge Dirigenten nicht nur auszubilden, sondern auch ans Pult zu lassen, habe ich in disem Fall den Taktstock an meinen Schüler Nikolaus Müller abgegeben, einen jungen talentierten Kapellmeister, ehemaligen Thomaner und u.a. auch Schüler des künftigen GMDs der Semperoper Fabio Luisi, der bei mir sein Aufbaustudium abschließt.

Eröffnet wird das Konzert mit einem Werk des slowenischen Komponisten Vito Zuraj, der ein wunderbar emotionales, modernes, pulsierendes, sensibles und auch unbequemes Stück mit dem Titel IN MEDIAS RES geschrieben hat. Es entstand 2004 während seines Studiums an der hiesigen Hochschule bei Lothar Voigtländer.

Voigtländer gehört zu den namhaften Komponisten aus der ehemaligen DDR, der seinerzeit viel elektronische Experimente untenahm und nach 1989 im vereinten Deutschland zunehmend Zuspruch bekam. Er unterrichtet bei uns an der Hochschule, Zuraj war sein Schüler und ging von hier aus zu einem der bekanntesten überhaupt: zu Wolfgang Rihm.

Am Ende des Konzertes erklingt das erste Violinkonzert Schostakowitschs, gespielt von der jungen Geigerin Renate Hecker, die einer Familie entstammt, bei der es mittlerweile mindestens 6 Kinder zur professionellen Musikerreife geschafft haben, wie man sich bei einer Familienmatinee in Hitzacker überzeugen kann... Sie ist Schülerin des legendären Dresdner Urgesteins und ehemaligen Staatskapellkonzertmeisters Reinhard Ulbricht.

Zuraj und Schostakowitsch werde ich selbst dirigieren - es wird ein spannender Vormittag werden.

4
Apr
2006

"Bei einer solchen Schlagzahl kann man einfach keine komische Qualität erreichen."

Loriot

Der bravouröse, sensible, auch sicher ein wenig pedantische LORIOT ist heute abend bei Kerner zu sehen - letztmalig im TV, glauben wir diesem Artikel.
Ich hatte ja das Vergnügen, ihn über 7 Wochen lang täglich 8 Stunden proben zu sehen (MARTHA am Gärtnerplatz/München) und kann nur sagen: das ist wirklich eine andere Art Komik, als heute im Fernsehen verbreitet wird. Sein Credo war immer, daß Komik aus der Tragik des Alltags entstünde! Das ganze aufgesetzte Chargieren haßte er und hat es von der Bühne verbannt. Aber wenn er probierte, daß im Gartenlokal zwei Damen aufs Klo müssen und ein hinkender Oberkellner ihnen diskret mit zwei Gesten den Weg zum Örtchen wies - das waren Sternstunden... (zur gleichen Zeit sitzt weiter hinten biertrinkend Richard Wagner - der Flotow nicht leiden konnte - hört sich die berühmte Arie des Lyonel an, um danach bei Erwähnung des Namens Tristan wütend davonzueilen).

3
Apr
2006

"Gegen 18 Uhr ist nicht erkennbar, dass die Stadt den Kampf gegen die Natur gewinnen könnte."

Meissen-2006-2

...so steht es im aktuellen Bericht der Sächsischen Zeitung zu lesen, ein Bericht, den ich nach einem Rundgang bestätigen kann. Die Stadt schwimmt. Trockenen Fußes kommt man nicht mehr durch die Altstadt. Keller, Läden usw. sind völlig zu. Mit einer gewissen Resignation kämpfen die Leute. Humor und Gelassenheit sind allenthalben spürbar. Die meisten Häuser und Geschäfte sind gerade mit Renovieren und Generalsanierung von der letzten Flut fertig. Das Theater wurde unlängst neu eröffnet und bietet ohne viel Geld immerhin einen regelmäßigen Spielplan - momentan nur per Boot erreichbar.
Ich erlebe so was zum ersten Mal.

2
Apr
2006

24
Mrz
2006

Musik aus Dresden

In einer sogenannten Kultur-, wahlweise: Musikstadt zu wohnen (zumindest darin zu arbeiten, um genau zu sein), ist eine durchaus inspirierende Angelegenheit. Das 800-jährige Jubiläum Dresdens fördert ungeahnte Aktivitäten und Kunstschätze zutage, die ohne den Anlaß vielleicht nicht in dieser Dichte ausgebreitet worden wären. Sogar mehrere Uraufführungen sind zu vermelden, u.a. von Christian Münch (beim Kreuzchor), Wilfried Krätzschmar (ebenfalls beim Kreuzchor sowie mit einer Oper in der Musikhochschule), Alexander Keuk mit einem Orchesterwerk bei der Philharmonie, Günther Neubert mit einem Oratorium beim Bachchor usw.usf.

Daneben werden mehrere Zyklen mit Musik aus Dresden bzw. Komponisten, die längere Zeit in Dresden gewirkt haben, geboten.

Ich darf hier in unregelmäßigen Abständen auf meine eigenen Aktivitäten verweisen und bin ziemlich stolz, daß ich wahrscheinlich der Dirigent in Dresden bin, der in diesem Jubiläumsjahr die meisten Dresdner musiziert: es begann bereits mit OBERON (Weber) am 5.2.; jetzt folgt eine Ausgrabung mit Franz Seydelmanns LA MORTE D' ABELE bei der Dresdner Philharmonie in einer Produktion der Dresdner Musikfestspiele (29.3.). Am 2.4. (und diesen Sonntag in einer Voraufführung bereits in Mauersberg, Erzgebirge, dem Geburtsort des Komponisten) erklingt Rudolf Mauersbergers LUKAS-PASSION in einer Aufführung der Singakademie; am 9.4. folgt Schumanns (in Dresden vollendetes!) Klavierkonzert - dies allerdings von einem Schüler von mir geleitet sowie Vito Zurajs IN MEDIAS RES: Zuraj ist Slowene und hat in Dresden studiert und gearbeitet, jetzt ist er Meisterschüler bei Wolfgang Rihm.
Am 13.5. bin ich selbst 'dran', so ich mein Stück "3 in1" für die Singakademie bis dahin fertig habe; es wird zusammen mit den beiden von Weber in und für Dresden komponierten Messen G-dur bzw. Es-dur erklingen (auf historischen Instrumenten - auch das moderne Stück). Highlights im Herbst sind dann ein a-cappella-Abend mit dem Kammerchor der Singakademie (u.a. mit Schumanns doppelchörigen Werken op. 141 sowie unbekannten Stücken von Homilius und Umlauft, außerdem Mauersberger, Krätzschmar und Schütz), dann Schumanns Requiem gemeinsam mit dem von Mozart (das ist kein astreiner Dresdner Abend...); dann kommt im Dezember die Uraufführung der SCHLÜSSELOPER von W. Krätzschmar mit dem Orchester und Ensemble der Musikhochschule und ganz am Ende die UA der CONFESSIO SAXONICA von Manfred Weiss, wiederum mit der Singakademie. Möglicherweise dazwischen noch die UA eines Werkes von Jörg Herchet im Kammerabend der Staatskapelle.

Also zunächst 29.3. Seydelmann und 2.4. Mauersberger!
Und ich kann versprechen: alle Stücke sind nicht nur Raritäten, sondern voller Entdeckungen und Wunder!

22
Mrz
2006

Bush ist Leninist

Das behauptet zumindest F. Fukuyama als sogenannter 'Neokonservativer', wie ich gerade in SPIEGEL-online
gelesen habe. Ein Ausschnitt:

Das wirklich entscheidende Missverständnis liege jedoch darin, dass die Bush-Regierung und jene Ideologen, die noch immer die Irak-Invasion verteidigen, glauben, man könne die Geschichte mit Gewalt beschleunigen. "Mein Buch von 1992 war sozusagen marxistisch - es beschrieb einen langfristigen Prozess sozialer Evolution", sagt Fukuyama. Die Position von Neokonservativen wie William Kristol und Robert Kagan (jene Fraktion der neokonservativen Clique, die noch immer zu Bush halten) sei hingegen leninistisch - sie wollen Geschichte übers Knie brechen. "Leninismus aber war eine Tragödie und ist nun als Farce in Amerika wieder geboren worden. Ich kann das nicht mehr unterstützen."

Die schlimmste Folge der für ihn schon fast karikaturhaften Missinterpretation seines Denkens ist laut Fukuyama das andauernde Chaos im Irak. Der Irrglaube, dass menschliche Gesellschaften sich automatisch als Demokratien organisieren, wenn man nur die Diktatoren absetzt, habe die Bush-Regierung dazu verleitet, sich mangelhaft auf die Zeit nach der Invasion vorzubereiten - eine fatale Fehleinschätzung.

Das sei jedoch nicht der einzige Lapsus Bushs und nicht die einzige fehlerhafte Interpretation der neokonservativen Doktrin gewesen. Der Gedanke einer "wohltätigen Hegemonialmacht", die sich über internationale Institutionen hinwegsetzt, funktioniere nicht. Die internationale Staatengemeinschaft sei nicht dazu bereit, der USA einen Sonderstatus einzuräumen, nur weil sie behauptet, den Menschen Freiheit, Demokratie und Reichtum bringen zu wollen. Und der Wille der amerikanischen Bevölkerung, Abenteuer in der ganzen Welt zu unterstützen und zu finanzieren, habe sich ebenfalls als begrenzt erwiesen.

9
Mrz
2006

links neue Links

Musik 2 ist die sehr schöne Seite der Neuen Zeitschrift für Musik NZfM_01-06_100px_3c, derzeit mit einem Heft über H. Lachenmann

darin Musik und mehr, eine Sammlung unterschiedlicher Beiträge zu Musik, Philosophie und Ästhetik usw. von S. Drees

Musik 3 - das ist die Seite des 70-jährigen Aribert Reimann - empfehlenswert der Blick auf die Notenbeispiele, da sieht man mal, was so ein Komponist zu schreiben hat... Reimanns MELUSINE (im Münchner Gärtnerplatz) ist mir in lebhafter und schöner Erinnerung.

lesen 4 = das SZ-Magazin

kritisieren 2 ist die hervorragende Seite der Neuen Musikzeitung bzw. des Journalisten Max Nyffeler, der auch viel für das Feuilleton der
nzz schreibt, ein versierter und gebildeter Vertreter seines Fachs (dem ich sicher auch eine miese Kritik abnehmen würde...)

schließlich kritisieren + , Weblog des Komponisten Alexander Keuk

den schockwellenreiter (informieren) kann man ja in seiner Fülle kaum noch studieren...

8
Mrz
2006

schönes Bild

0-1020-414419-00

Aber vielleicht macht sich das weiße in meiner schwarzen Umgebung besser aus:

image_topthema-1141829010

Wer wird Weltmeister?

Nein, nicht was Ihr jetzt denkt. Deutschland, das steht ja ohnehin fest und alle sind zutiefst davon überzeugt.

Aber welcher Kopf macht uns dazu? Der:

Klinsmann

oder der:

Sammer

Der SPIEGEL meldet heute: "Bislang stand der DFB fest zu Jürgen Klinsmann. Nun mehren sich kritische Stimmen innerhalb des Verbandes. Einige Funktionäre stellen die weitere Zusammenarbeit mit dem Bundestrainer in Frage."
In meiner hiesigen Zeitung lese ich, daß nach dem Willen Klinsmanns Sammer nicht zum Italienspiel mitfahren sollte.

Klarer Fall: Klinsi wird abgeschossen, Sammer schaukelt das Ding nach Hause und die Wessis werden dann endlich begreifen, daß sie ohne den Osten nicht mal Weltmeister werden können. Ohne Ballack eh nicht!
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Weblog des Dirigenten Ekkehard Klemm, Dresden

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