19
Jan
2008

Danke - Maurizio Pollini, für diesen Flankenschutz...

Pollini

"Die Aufführung spielt eine wichtige Rolle bei der Frage, wie man mit einer gewissen Sprache vertraut wird. Sicher ist es nötig, dass das Publikum die außergewöhnliche Entwicklung der Sprache der Komponisten des 20. Jahrhunderts nachfühlen kann, einer Sprache, die sich auf den ersten Blick sehr unterscheidet von der der Klassik. Diese Sprache des 20. Jahrhunderts sollte von Menschen, die Konzerte besuchen, als Normalität empfunden werden. Das Problem ist nur, dass es nicht genügend Aufführungen mit zeitgenössischer Musik gibt. Das muss sich ändern. Letztlich ist es gar nicht so schwierig, die Musik von Schönberg, Stockhausen, Ligeti, Boulez und Nono zu verstehen. Wenn Nono eine wunderschöne Melodie für eine Frauenstimme schreibt, macht sie musikalisch absolut den gleichen Sinn, als wäre sie von Mozart oder Monteverdi, auch wenn die Intervallstruktur eine andere ist. Aber diesbezüglich gibt es noch viel zu tun.

Die Erfahrung zeigt, dass das breite Publikum Nono, Berio und Stockhausen nicht so lieb hat und Mozart, Beethoven und Schumann vorzieht.

Egal. Zeitgenössische Musik muss vor einem großen Publikum gespielt werden. Das ist auch der Grund, warum ich klassische und romantische mit zeitgenössischer Musik kombiniere."


Der Pianist Pollini in einem Intervie der FR.

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HG (Gast) - 2008-01-31 20:47

Schönes Plädoyer - und ein gelebtes

Pollini, Fischer-Dieskau, Boulez und das Alban-Berg-Quartett waren, glaube ich, die wenigen etablierten "Superstars" des Klassikbetriebs, die dafür nicht nur plädiert, sondern es auch vorgelebt haben und entsprechende Aufnahmen durchsetzen konnten.
Die vielen Schostakowitsch- und Prokofjew-Interpreten wie Oistrach, Rostropowitsch und andere zähle ich jetzt mal nicht dazu. Die russische Musik des 20ten Jahrhunderts war leichter "durchsetzbar".
Aber Herrscharen von Geigern und Pianisten konnten im 20ten Jahrhundert berühmt werden, ohne über Bartok hinaus zu kommen, ja viele kamen nichtmal so weit.
Die Klassik, vor allem der Tonträgermarkt, ist ein Museumsbetrieb.

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